Keyboarder der tourfreudigen und bekanntlich auch im Studio sehr aktiven Classic-Hardrocker Deep Purple zu sein, müsste für einen Mittsiebziger wie DON AIREY eigentlich ein ausreichend großes Betätigungsfeld sein. Doch der legendäre englische Musiker hat darüber hinaus noch die eine oder andere musikalische Idee, die er verwirklichen will. Auf seinem neuen Soloalbum „Pushed To The Edge“ unterstützte ihn dabei u.a. sein Purple-Kollege Simon McBride.
Dass Don Airey ein Musiker vom alten Schlag ist, merkt man daran, dass er Leute gern persönlich trifft, um mit ihnen zu sprechen. So unternimmt er eine kleine Promotour durch Deutschland, um den Journalisten selbst die Hand zu schütteln und in die Augen zu schauen. (Für Letzteres muss er allerdings zunächst die getönte Brille absetzen – ein bisschen Rockstarattitüde ist auch dem 76-jährigen Sunderlander zu eigen.) Nicht nur beim Gespräch in den Räumen seines Plattenlabels earMUSIC in Hamburg-Altona wirkt er aufgeschlossen, und obwohl es dabei vor allem um sein neues Album geht, hat er stets im Blick, wer ihm da gegenübersitzt. „Du siehst – zumindest heute – einem osteuropäischen Pianisten sehr ähnlich, den ich sehr bewundere“, begrüßt er mich und googelt auf seinem Handy, um mir ein Bild des mir unbekannten Klavierspielers zu zeigen. Was auffällt in diesem eher schlichten und hellen Meetingraum, ist, dass der auf der Bühne, in Videos, aber auch backstage sehr robust erscheinende Keyboarder aus nächster Nähe betrachtet körperlich seinem Alter entsprechend doch sehr fragil wirkt.
eclipsed: Da wir schon dabei sind, uns Bilder auf dem Handy zu zeigen: Hier ist eines von Ritchie Blackmore Arm in Arm mit Ian Gillan. Was denkst du: KI oder echt?
Don Airey: Kann auch echt sein, denn Ian ist der Einzige von uns, der regelmäßigen Kontakt zu Ritchie hat.
eclipsed: Aber solche Treffen oder Kontakte sind kein Thema in einer Band wie Deep Purple?
Airey: Wir machen mit Purple sehr lange Tourneen, und danach kehrt jeder wieder in sein Privatleben zurück. Da du mit uns einzeln sprichst, weißt du oft mehr als wir über die anderen. Auch wenn alles sehr freundschaftlich und mit viel Respekt füreinander abläuft, sind Purple keine Band von Schulkumpels, die sich gegenseitig die Freundinnen ausspannen.
eclipsed: Das war früher einmal, als Jon Lord schließlich die Freundin von Glenn Hughes heiratete.
Airey: (lacht) Da bin ich froh, dass ich erst später in die Band kam.
eclipsed: Apropos Glenn Hughes: Es gibt immer wieder Statements über das angeblich merkwürdige Verhalten von Purple gegenüber ihm, David Coverdale und Blackmore bei der Aufnahme in die Rock and Roll Hall of Fame 2016. Du warst dabei. Lief das wirklich so feindselig gegenüber den dreien ab?
Airey: Zunächst einmal: Niemand hat Ritchie ausgeladen. Er hätte mit dabei sein können, wenn er es gewollt hätte. Er hätte auch mit uns auf der Veranstaltung spielen können. Seine Songs sind nach wie vor der Grund dafür, dass Deep Purple eine Legende und bis heute relevant ist. Das sehen alle in der Band so. Da können wir zwischen dem oft schwierigen Menschen Ritchie Blackmore und seiner musikalischen Genialität sehr wohl unterscheiden.