JOHN LEES’ BARCLAY JAMES HARVEST - Abschied auf Raten

JOHN LEES’ BARCLAY JAMES HARVEST - Abschied auf Raten

Bereits 2017 feierten BJH das 50. Bandjubiläum, und Sänger, Gitarrist und Songschreiber John Lees hat im Januar seinen 76. Geburtstag begangen. Nun heißt es zumindest von größeren Live-Auftritten seiner Version der progressiven Soft-Rocker Abschied nehmen, da er mit regulären Touren aufhören wird. Wir haben John Lees zum Live-Ruhestand und der aktuellen Tour, aber auch zur großen Bandgeschichte, dem Verhältnis zum Ex-Partner Les Holroyd sowie einem kommenden neuen Studioalbum interviewt.

Keyboarder Woolly Wolstenholme hatte John Lees bereits 1964 kennengelernt. Gemeinsam mit Basser Les Holroyd und Drummer Mel Pritchard gründete man die Schülerband The Blues Keepers, aus der Barclay James Harvest (kurz: BJH) hervorgingen. 1970, als die Verbindung aus Rock und Orchester innovativ war (z.B. The Moody Blues und Procol Harum), produzierte man mitsamt komplettem Orchester das erste – selbstbetitelte – Album sowie 1971 den deutlich besseren Nachfolger „Once Again“, der den Markenzeichen-Song „Mocking Bird“ enthielt. Es folgten Alben in der progressiven Tradition mit dicken Mellotron-Sounds wie „Everyone Is Everybody Else“ (1974), „Octoberon“ (1976) und „Gone To Earth“ (1977). Mit Letzterem und dem christlich klingenden Über-Hit „Hymn“, der tatsächlich aber von Drogensucht handelte, gelang der kommerzielle Durchbruch vor allem in Deutschland. Nach „XII“ (1978) stieg Wolstenholme aus, was die Band in der Folge immer weiter Richtung Mainstream treiben ließ, bis 1998 der Split von Lees und Holroyd zu zwei Band-Inkarnationen führte: John Lees’ BJH, im Spirit nahe an der Originalband, und BJH featuring Les Holroyd, eher die zuckrige Variante, die beide bis heute vor allem live aktiv sind. 

eclipsed: John, du willst mit dem regulären Touren aufhören. Was hat dich zu dieser Entscheidung gebracht?

John Lees: Zunächst einmal das Alter. Ich bin mittlerweile 76, umfassende Touren sind eine so große Verpflichtung, hinter der die Familie zurückstehen muss. Aber für mich hat es nach der Pandemie nun auch der Brexit ruiniert. Ich war immer ein Pro-Europäer. Die Komplikationen dadurch sind einfach verrückt, und ich spiele doch so gern gerade in Deutschland. Das bedeutet aber nicht, dass ich komplett mit dem Live-Spielen aufhöre, sondern nur mit den großen organisierten Tourneen.

eclipsed: Deine jetzige Liveband ist seit vielen Jahren etabliert. Bassist Craig Fletcher übernimmt auch Gesangsparts. Warum? Die Fans wollen doch dich singen hören!

Lees: Es ist im Grunde nur wieder wie in der Originalband, da habe ich ja auch nicht alle Songs gesungen. Ich genieße es vor allem, Gitarre zu spielen. In John Lees’ BJH werden Songs von der ganzen Band auch für Craig komponiert, aber natürlich singe ich „Hymn“ oder „Poor Man’s Moody Blues“. Den Rocker „Loving Is Easy“ habe ich aber an Craig abgegeben.

eclipsed: Welche Setlist werdet ihr spielen?

Lees: Es wird auch eine Covid-verspätete Jubiläumsfeier für „Once Again“ werden, und wir spielen davon „Gala-driel“, „She Said“ und selbstverständlich „Mocking Bird“. Es wird auch ein paar Überraschungen geben, wie „Medicine Man“. Außerdem wird es nicht jeden Abend gleich sein, an einem Abend z.B. „Loving Is Easy“, am anderen dafür „Cheap The Bullet“.

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