LINDSEY BUCKINGHAM - Der Unvollendete

27. September 2021

Lindsey Buckingham Fleetwood Mac

LINDSEY BUCKINGHAM - Der Unvollendete

Mit Fleetwood Mac hat Lindsey Buckingham rund 120 Millionen Alben verkauft und die größten Arenen der Welt gefüllt. Wirklich glücklich ist er damit aber nicht geworden – der ewige Zwist mit Stevie Nicks hat an seinen Nerven und seiner Gesundheit gezehrt. Nach seinem Rauswurf 2018 und einem beinahe tödlich verlaufenen Herzinfarkt im Jahr darauf versucht der Gitarrist und Sänger nun mit seinem siebten Soloalbum einen Neuanfang, den er selbst als „the small machine“ und „musikalisches Malen“ bezeichnet. Was er darunter versteht? eclipsed hat dem fast 72-Jährigen auf den Zahn gefühlt.

Der Mann aus Palo Alto, dessen Vorname oft zu zu falschen Annahmen im Hinblick auf sein Geschlecht führt, ist in die Jahre gekommen: Sein Körper wirkt ausgemergelt, die Gesichtszüge sind eingefallen, das Haar ist weißgrau. „Ich habe all meine Energie in diese Band gesteckt – das ist das Ergebnis“, scherzt er mit feinem Zynismus. Schließlich war es wesentlich Buckinghams Verdienst, dass die 1967 in London gegründete Band in den 1970ern und 80ern Superstarstatus erlangte:

Von ihm stammen Welthits wie „Go Your Own Way“ oder „Big Love“, Meilensteine wie „Tusk“ spielte er zu großen Teilen ein, fungierte als Produzent und Bandleader. Mindestens zwei Soloalben opferte er der Band und stellte auch seine übrigen Aktivitäten, seien es Soundtracks, Gastauftritte oder Konzerte, stets hinter die Interessen der amerikanisch-britischen Erfolgsformation zurück. Diese Loyalität, so Buckingham, habe ihn jedoch nicht davor bewahrt, im Januar 2018 gefeuert zu werden. Der Anlass: ein Auftritt bei einer Benefizgala in New York, der zu einem handfesten Streit führte. Stevie Nicks bestand darauf, das Set mit ihrem Song „Rhiannon“ zu eröffnen. Buckingham reagierte mit einer abfälligen Geste, die Nicks auf die Barrikaden brachte. „Ich war sauer. Nicht, weil ich etwas gegen ‚Rhiannon‘ habe, aber als Opener fand ich es unpassend – und es hat mich gestört, dass Stevie ihren Dickkopf durchgesetzt hat, obwohl alle so dachten wie ich. Doch niemand hat sich getraut, etwas zu sagen.“

Nach dieser Unmutsäußerung erhielt Buckingham einen Anruf von Manager Irving Azoff: „Er sagte, er müsse mir leider mitteilen, dass ich abgesetzt worden sei. Stevie habe der Band ein Ultimatum gestellt, das lautete ‚sie oder ich‘ – und die Band habe sich für sie entschieden. Sie wolle nie wieder mit mir auf einer Bühne stehen. Wie sich das für mich angefühlt hat? Wie ein Tritt ins Gemächt. Ich meine, nach allem, was ich für die Band getan habe, ist das völlig überzogen. Zumal es Stevie ist, die seit Jahren alles blockiert. Sie will kein neues Album aufnehmen, weil sie meint, es würde sich finanziell nicht lohnen – und sie kümmert sich lieber um ihre Solokarriere. Wenn überhaupt, hätte man ihr einen Denkzettel verpassen müssen.“

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