Max Schiefele ist eigentlich unter dem Pseudonym Maxxess bekannt, unter dem er elektronisch unterfütterten Instrumentalrock mit Heavy- und Floyd-Gitarre macht. „Reactivate“ war 2021 sein letztes Album. Nun überrascht der umtriebige Sportler und (Ultra-) Marathonläufer mit einem musikalischen Doppelaufschlag. Unter seinem eigenen Namen hat er das stark elektronische Werk „Waldgeist“ und zeitgleich mit Teamplayer Axel Stupplich unter dem Projektnamen Axess „Sleep“ am Start. Wir befragten ihn zu beiden Alben und deren Hintergründen.
eclipsed: Was ist seit „Reactivate“ alles passiert? Bist du nicht auch privat als Sportler sehr aktiv und eingespannt?
Max Schiefele: Untätig war ich definitiv nicht (lacht). Gemeinsam mit Axel und Andreas Morsch, beide von Pyramid Peak, war ich mit unserem Projekt Pyramaxx live unterwegs. Zudem haben Axel und ich das Side-Projekt Sonic Transients gestartet – ein Ambient-Projekt – mit „The Rhoen Tapes“. Und außerdem mussten ja auch der „Waldgeist“ und die „Sleep“ produziert werden. Neben der Musik widme ich mich intensiv der Fotografie und kann mich hier visuell kreativ austoben. Sportlich lief es leider weniger erfreulich: Nach einer Knie-OP musste ich mein Pensum drastisch reduzieren. Aber ich bin trotzdem permanent draußen unterwegs – die Natur bleibt für mich unverzichtbar.
eclipsed: Nun beehrst du uns mit einem Werk unter deinem echten Namen. Warum dieser Verzicht auf dein alteingesessenes Musikerpseudonym?
Schiefele: Ich wollte schon immer mal ein rein elektronisches Album machen, ohne dabei wie der tausendste Nachlassverwalter der Berliner Schule zu klingen. Der „Waldgeist“ passt vom Sound her einfach nicht zu meinem Projekt Maxxess, auch wenn man mich – selbst ohne Gitarren – immer noch heraushört. Sich jetzt noch ein neues Pseudonym aus den Rippen zu leiern erschien mir unpassend. Deshalb habe ich mich entschieden, das Album unter meinem echten Namen zu veröffentlichen. Außerdem ist der „Waldgeist“ ein sehr persönliches Werk für mich, weil mir der Wald unglaublich am Herzen liegt. Bäume sind für mich das Einzige, was uns langfristig retten kann.
eclipsed: „Waldgeist“ ist ein stark elektronisches Werk mit einem inhaltlichen Thema. Wie kam es zu diesem Fokus auf Waldgeister? Was bewegte dich dazu, hierüber eine Platte zu machen? Gibt es eine Art spirituellen Ansatz?
Schiefele: Der „Waldgeist“ erschließt sich nicht sofort beim oberflächlichen Hinhören – genauso wenig, wie sich einem der Wald erschließt, wenn man nur hindurchspaziert. Man muss sich darauf einlassen. Der Wald war schon immer mein Thema. Wenn ich im Wald bin, geht es mir gut, dann bin ich kreativ. Ich fotografiere schon mein ganzes Leben lang Bäume. Sie sind einfach magisch. Bäume spielten in vielen Kulturen eine bedeutende Rolle und wurden verehrt – etwa der Yggdrasil in der germanischen Mythologie, der als Weltenbaum die neun Welten verbindet. Auch Eichen und Linden galten einst als heilige Bäume. Leider ist uns dieses Bewusstsein in unserer Motorsägen-Kultur verloren gegangen. Die Titel auf der Platte sind allerdings keiner bestimmten Kultur zugeordnet. Mir geht es einzig um die Stimmungen und Gefühle, die ich musikalisch wiedergeben möchte. Wenn man bewusst im Wald verweilt und einfach nur beobachtet, reicht oft ein Geräusch oder ein flüchtiger Schatten, der die Fantasie beflügelt. Ja, die Musik klingt düster – aber wenn man nachts im Wald sitzt, ist es nun mal düster. Genau diese Stimmung wollte ich mit „Waldgeist“ ausdrücken.