NEW MODEL ARMY - Fantasy Island

9. September 2019

New Model Army

NEW MODEL ARMY - Fantasy Island

Ein neues Album von New Model Army ist immer ein Ereignis. So hatte die englische Band 2018 einen Livemitschnitt veröffentlicht, auf dem praktisch nur die Konzertbesucher zu hören sind. Für das neue Studiowerk „From Here“ zog sich das Quintett nun auf die norwegische Insel Giske zurück, um die Songs in großer Abgeschiedenheit arrangieren und aufnehmen zu können. „Alles war erlaubt“, verrät uns Bandleader Justin Sullivan.

Wie gewohnt ist Justin Sullivan, der Frontmann von New Model Army, zunächst reserviert und vorsichtig. Im Laufe des Gesprächs wird er aber immer redseliger und auskunftsfreudiger, vor allem, wenn es um die Arbeitsweise seiner Band geht und darum, wie diese versucht, Grenzen zu überschreiten. Zudem ist sein Zorn angesichts des bevorstehenden Brexit unverändert groß.

eclipsed: Würdest du jedes neue Album von New Model Army als Kommentar zum Zustand der Welt betrachten, oder ist das eine übertriebene Erwartungshaltung der Fans?

Justin Sullivan: Die Frage würde ich direkt zurückgeben: Was denkst du denn? Ist es nicht Sache des Hörers zu beurteilen, was ich mit meinen Texten ausdrücken will und wie er sie dann für sich verarbeitet, was er dabei fühlt? Tatsächlich würde ich über „From Here“ sagen: Ich bin der Meinung, dass es derzeit so viel lautes Gebrüll überall auf der Welt gibt, jeder schreit herum und meint, Recht zu haben – da mache ich nicht mit. Mir ging es darum, den sprichwörtlichen Schritt zurückzugehen und mir die Welt in einem viel größeren Ausschnitt anzuschauen. Auch das bedeutet der Titel: Von diesem Ort aus sehe ich ein sich entfaltendes Panorama und beteilige mich nicht an dem lauten, wirren Geschrei.

eclipsed: Und deshalb habt ihr euch auch auf der norwegischen Insel Giske eingerichtetgefahren, um in ihrer Abgeschiedenheit die Songs aufzunehmen?

Sullivan: Ja, genau. Giske hat eine Landschaft, die uns an unsere Heimat Yorkshire erinnert. Alles ist düster, aber wir lieben das. Wenn du andere Bands fragst, wo sie gerne mal aufnehmen würden, nennen sie mit Sicherheit New York oder die Karibik. Das ist nichts für uns, wir brauchen dieses Vernebelte, Düstere, damit unsere Songs sich richtig entfalten können. Und ja, auch darauf bezieht sich der Titel des Albums, denn aus der Atmosphäre der Insel sind die Songs entstanden.

eclipsed: Half es denn, dass ihr als Band, vor allem aber du, erstmals seit Langem nicht selbst produziert und euch nur auf die Musik konzentriert habt?

Sullivan: So war es geplant. Lee [Smith] und Jamie [Lockhart] hatten ja schon die letzten beiden Alben mit uns produziert. Diesmal wollte ich es wie ganz früher haben: Ich wollte mal nicht daran denken, wo die Mikros stehen müssen, sondern mich ganz den Songs widmen. Der Sound ist auch daran gewachsen: Wir haben unser übliches Grundgerüst aus Bass und Schlagzeug, bei dem der Schwerpunkt auf dem Tomtom liegt. Die Keyboards haben wir so weit rausgenommen wie seit den frühen 80ern nicht mehr, aber ich wollte noch mehr, nämlich auf die lauten Gitarren verzichten. Das Rhythmuskorsett wird daher häufig von einer akustischen Gitarre ergänzt, was ein ganz eigenes Klangbild zur Folge hat.

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