THE NIGHT FLIGHT ORCHESTRA - Besoffen vor Glück

THE NIGHT FLIGHT ORCHESTRA - Besoffen vor Glück

Was Joe Bonamassa mit dem Blues gelang – ihn aus der Altherrenschmuddelecke wieder ins Rampenlicht zu holen –, könnte The Night Flight Orchestra mit dem AOR gelingen. Die schwedischen Melodic Rocker liefern gerade ihr viertes Album ab und entstauben damit ein Genre, das in den letzten Jahrzehnten nicht nur ein Imageproblem hatte, sondern auch allzu oft in Klischees erstarrte. Björn Strid und seine Band sind verliebt in diese Standards und versehen sie mit einem Spaßfaktor hoch zehn.

Ihr neues Album „Sometimes The World Ain’t Big Enough“ lässt das Herz eines jeden AOR-Fans höher schlagen. Darüber hinaus gehen The Night Flight Orchestra so enthusiastisch zur Sache, dass Leute, die sonst einen großen Bogen um dieses Subgenre machen, auf einmal aufmerksam zuhören. Zum letztjährigen Album „Amber Galactic“ ließ Sänger Björn Strid verlauten, er wünsche sich, dass bei den Hörern die „Augen weit aufgerissen und sie dazu geil und leicht betrunken sind“. An solchen Statements lässt sich schon erahnen, dass die Musiker im Night Flight Orchestra es ansonsten deftiger mögen. Musikalisch trifft dies mit Sicherheit zu, denn bevor sie das Bandprojekt vor elf Jahren aus der Taufe hoben, kannte man Strid und Gitarrist David Andersson von Soilwork, während Sharlee D’Angelo als Bassist von Arch Enemy und Spiritual Beggars auf sich aufmerksam machte. Das Trio verfolgte konsequent ein Ziel: seiner heimlichen Liebe AOR eine Bandheimat zu geben. Durch die Aktivitäten ihrer Hauptbands waren sie jedoch so eingebunden, dass es bis 2012 dauerte, dass das Melodic-Rock-Orchester mit „Internal Affairs“ erstmals wirklich abhob. Mit dabei waren schon Keyboarder Richard Larsson und Schlagzeuger Jonas Källsbäck. Für den Nachfolger „Skyline Whispers“ (2015) verstärkte sich die Mannschaft mit Perkussionist/Gitarrist Sebastian Forslund. Und seit dem Einstieg der Backgroundsängerinnen Anna-Mia Bonde und Anna Brygård im Jahr 2017 kann man wirklich von einem Miniorchester sprechen.

eclipsed: Seid ihr mit den beiden Annas nun vollständig auf der Kommandobrücke des Night Flight Orchestra?

Björn Strid: Ich sag mal so: Unsere Welt wird größer und bunter. Aber wie heißt es so schön: The sky is the limit. Schau dir Toto an, die haben auch immer reichlich Leute auf der Bühne, und niemand davon ist überflüssig. Bei uns auch nicht.

eclipsed: Journey dagegen hat es immer ausgereicht, in normaler Rockquintettstärke ihren melodischen Classic Rock ins Publikum zu schleudern.

Strid: Wenn du Journey live siehst, ist das auch mehr eine Hardrockband, die ab und zu Balladen spielt, während Toto da alle Facetten mit hineinbringen wollen, die sie auch im Studio haben. Unsere Position ist da wohl irgendwo in der Mitte. Außerdem stoßen wir auf den Clubbühnen, auf denen wir jetzt spielen, vom Platz her schon etwas an die Grenzen.

eclipsed: Also, wenn es richtig gut läuft, ist ein weiterer Pianist das Mindeste?

Strid: Denken wir so weit? Nein! Ich bin selbst überrascht, wie viel Spaß uns dieses Projekt macht und dass es da viele Leute gibt, die es genauso gut finden wie wir. Außerdem muss man das, was man sich wünscht, und das, was finanzierbar ist, in Einklang bringen.

eclipsed: Der Durchbruch zur nun vorhandenen, aber noch überschaubaren Popularität war wohl „Amber Galactic“ und der Support der damals neuen Plattencompany Nuclear Blast. Die sind dafür bekannt, Dinge, an die sie glauben, entsprechend zu pushen.

Strid: Stimmt, wenn wir es jetzt vermasseln, können wir die Schuld nicht irgendeiner Company geben, sondern wir waren es dann selbst.

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