ØRESUND SPACE COLLECTIVE - Das große Stelldichein in Portugal

ØRESUND SPACE COLLECTIVE - Das große Stelldichein in Portugal

Das Øresund Space Collective hat ein neues Album am Start: Die Doppel-CD bzw. Doppel-LP „Everyone Is Evil“. Wie üblich beim dänisch-schwedischen Musikerkollektiv ist es ein randvoller, improvisierter, spacig-psychedelischer Trip durch Raum und Zeit. Doch eines ist anders: Nicht in der skandinavischen Heimat, sondern im sonnigen Süden hat das ØSC das Album aufgenommen. Und dabei jede Menge Musikerkollegen eingeladen.

Es geschah im September 2022 in Portugal. Dr. Space – Organisator und Keyboarder des Øresund Space Collective – lud die Bandmitglieder in seine portugiesische Heimat zu einer gemeinsamen Jamsession ein. Nach seiner Karriere als Wissenschaftler lebt er nun in Portugal und lenkt von dort die Geschicke der Band. Der Ortswechsel – sonst nimmt das ØSC im heimischen Kopenhagen im Black Tornado Studio auf – scheint die Band beflügelt zu haben, denn „Everyone Is Evil“ wird nicht das einzige Album aus diesen Jamsessions bleiben, wie der Weltraumdoktor verrät. Vielleicht waren es auch die vielen weiteren musikalischen Gäste (u. a. Mattias Olsson (Ånglagård), Luis Simões (Saturnia), Jonathan Segel (Camper van Beethoven) oder Tim Wallander (Ozric Tentacles)), die für den Flow und die Inspiration sorgten.

eclipsed erwischt Dr. Space (und ein paar Antworten von Bassist Hasse Horrigmoe) kurz nach dem Auftritt beim Hamburger Spaceboat-Festival, bei dem das ØSC auf einem Boot durch den Hamburger Hafen und entlang der Elbe schipperte. Das Geschrei der Möwen darf als psychedelisches Sahnehäubchen auf den Spacesounds der Band gewertet werden.

eclipsed: Wie war es gerade beim Spaceboat-Festival in Hamburg? 

Dr. Space: Wir hatten zwei tolle Tage. Beide Shows waren ausverkauft. Jeweils 150 Leute pro Tagen waren da. Die Stimmung auf dem Spaceboat ist ganz speziell. Schwer zu beschreiben. Wir waren ganz dicht bei unseren größten Fans aus Deutschland, während wir im Hafen und auf der See rumgefahren sind, die Sonne unterging und die Lichter von Hamburg erstrahlten. Es ist magisch. Der schwierige Teil ist aber der Aufbau unserer Geräte, weil die Wellen doch recht heftig gegen das Boat und die Pier schlagen. Die Gigs selbst waren fantastisch und wie freuen uns auf das Spaceboat IX im nächsten Jahr. 

eclipsed: Ihr habt das neue Album „Everyone Is Evil“ an fünf Tagen im September 2022 in Portugal eingespielt. Habt ihr euch tatsächlich alle bei dir zuhause getroffen?

Dr. Space: Ja. Luis von Saturnia verbrachte die ganze Woche bei meiner Frau und mir im Haus. Hasse von Tangle Edge kam als erster. Dann kam Jonathan aus Stockholm, einen Tag später Pär [Halje] und Tim aus Malmö und noch einen Tag später Jiri [Hjorth] und Mogens [Deenfort] aus Dänemark. Einige waren eine ganze Woche hier und einige nur ein paar Tage. Mattias kam an, als Tim und Pär wieder zurückflogen. Es war eine tolle Zeit. 

eclipsed: Was hat euch in Portugal besonders inspiriert? Was waren die Unterschiede zu früheren Sessions in Dänemark oder Schweden? 

Dr. Space: Ich wollte meine Rente in Portugal verbringen. Es ist ein schönes Land und es ist viel billiger. Ich hatte den Traum, mir hier ein Studio einzurichten. Das dauerte fünf Jahre, aber es war fantastisch. Der größte Unterschied zu unseren früheren Sessions im Black Tornado, wo es bessere alte Mikrofone und analoges Equipment gibt, ist einfach die Location. Das Studio hier liegt am Rand der Berge mit beeindruckenden Ausblicken. Es ist so friedlich. Du kannst in den Bergen wandern, in den Pool springen, das Essen selbst im Garten züchten und dann wieder ins Studio gehen. Das ist alles schon sehr speziell. Ein weiterer Unterschied ist, dass wir in Kopenhagen, wo wir alle früheren Studioalben aufgenommen haben, sehr viel Zeit hatten. Jetzt hatten wir nur höchstens zwei oder drei Tage. Zwar hatten wir keinen Zeitdruck, dafür aber einige technische Probleme, für die wir aber Lösungen gefunden haben. Es waren die ersten großen Studioaufnahmen hier. 

eclipsed: Ist der Albumtitel „Everyone Is Evil“ ein Kommentar auf die gegenwärtige Situation in der Welt mit all den politischen und sozialen Problemen?  

Hasse Horrigmoe: Der Titel geht auf mich zurück. Ich kam als letzter aus dem Studio. Die anderen waren alle schon im Kontrollraum und waren ganz euphorisiert und enthusiastisch wegen des letzten Stücks, das wir gerade gespielt hatten. Da habe ich quasi als humoristische Antithese gerufen „Everyone Is Evil“. Das war nicht direkt auf die Magma-Einflüsse bezogen, sondern auf die raue, harsche Stimmung des Stücks. 

eclipsed: Die neuen Tracks sind ganz schön unterschiedlich. Wodurch kommt das, wenn ihr losjammt? Übernehmen unterschiedliche Musiker jeweils die Kontrolle über die verschiedenen Tracks? 

Dr. Space: Ich stimme dir zu. Wir haben uns wirklich darüber unterhalten, wie wir Wiederholungen vermeiden können und wie wir unsere improvisierte Musik in neue und aufregende Richtungen bringen können. Wir versuchen unterschiedliche Stimmungen, Tonarten, Rhythmen und wir haben auch oftmals einfach die Drums weggelassen. Das war sehr erfolgreich. 

eclipsed: „Floating From Here To There“ könnte auch ein Dr. Space-Solotrack sein, oder? 

Hasse Horrigmoe: Ich glaube, wir waren bei dem Track nicht alle im Aufnahmeraum. Das Mellotron zwischen Teil eins und Teil zwei hat Dr. Space nachträglich aufgenommen. Der erste Teil des Stückes basiert auf meine spanisch-beeinflussten Akkordfolgen. Der zweite Teil fußt auf Jiris mit Echo und Delay bearbeiteter Basslinie, die er aufgebracht hat, weil wir an dem Tag keine Percussion im Studio hatten. 

Dr. Space: Vielleicht klingt es so, weil ich der einzige bin, der auf diesem Track einen Synthesizer spielt. Und natürlich habe ich den Track abgemischt. 

eclipsed: Auf diesem Album habt ihr eine Menge Gastmusiker. Haben die euch gefragt oder habt ihr sie gefragt, ob sie dabei sein wollen? 

Dr. Space: Wir sind ein Kollektiv aus der Øresund-Region. Es war aber schon immer mein Ziel, neue und interessante Musiker zu integrieren, die uns helfen, vorwärts zu kommen. Ich habe dieses Mal Luis und Martin von den Doctors Of Space gefragt und Jonathan und Hasse schlugen vor, wir sollten Mattias holen, nachdem Tim wieder nach Hause ging, so dass wir auch für die letzten Tage noch einen guten Drummer haben würden. 

Das komplette Interview ist Teil unseres Online-Abos, siehe https://www.eclipsed.de/de/abo