SCORPIONS - Für immer Hannover

15. Juni 2023

Scorpions

SCORPIONS - Für immer Hannover

Matthias Jabs ist als Interviewpartner immer eine gute Wahl, denn der Niedersachse ist eloquent und gleichzeitig locker. Sein ebenso sympathischer Scorpions-Gitarren-Kumpel Rudolf Schenker kann da schon mal etwas zu flapsig werden, und Sänger Klaus Meine ist zwar im Interview häufig sehr auskunftsfreudig und antwortet detailreich, streicht dann aber im Nachhinein oft ganze Passagen und ersetzt sie durch neue Antworten. 

Der 67-jährige Jabs sitzt mir via Zoom im Hannoveraner Studio der Band gegenüber und hat spürbar Lust zu reden, ohne ins Schwafeln zu verfallen. Früher Gitarrist bei Fargo, Deadlock und Lady, kam er 1978 als Nachfolger von Uli Roth zu den Scorpions, musste dann aber Rudolfs wieder zur Verfügung stehendem Bruder Michael Schenker weichen. Als dieser während der „Lovedrive“-Tour 1979 jedoch die nötige Stabilität vermissen ließ und mehrere Male nicht bei Konzerten auftauchte, übernahm letztlich doch wieder Jabs die Rolle des Leadgitarristen. Mit ihm wurden die Scorpions in den 80er-Jahren zu einer der erfolgreichsten Hardrockbands überhaupt. Insbesondere in den Vereinigten Staaten genießen sie einen legendären Ruf, und es gibt kaum einen in jener Zeit musikalisch sozialisierten US-Musiker des Genres – seien es Mitglieder von Metallica oder Dokken –, der die Band nicht zu seinen frühen Vorbildern zählt.

eclipsed: Natürlich wurden wegen der Pandemie fast alle Tourneen verschoben, aber es war merkwürdig, dass die Scorpions 2022 alle Konzerte der Europatour gespielt haben bis auf die in Deutschland. Woran lag das

Matthias Jabs: Der Veranstalter hatte uns gebeten, aus verschiedenen logistischen Gründen die Shows 2022 nicht zu spielen. Aber es war schon merkwürdig, beim französischen Hellfest ohne Probleme vor 80.000 Leuten spielen zu können, und in Deutschland war da noch nicht wieder alles möglich.

eclipsed: Letztes Jahr kam euer Album „Rock Believer“ heraus. Oft ist es so, dass Bands in der Euphorie der Stunde alles rosarot sehen und sich schon mal in die These versteigen, das neue Album sei das beste, was sie je gemacht hätten. Das habt ihr zum Glück nicht gesagt. Dennoch, auch weil gerade die „Rock Believer“-Deutschlandtour läuft [beim Erscheinen dieser Ausgabe steht noch ein Auftritt am 5. Juni in München an]: Wie denkst du jetzt über das Album?

Jabs: Es war ja bekanntlich ganz anders geplant: Wir wollten mit Greg Fidelman aufnehmen und mussten es dann wegen der Pandemie alleine in Hannover produzieren. Im Nachhinein vielleicht genau das Richtige. Viele sagen, es klinge wieder genau so, wie die Scorpions früher waren. 

eclipsed: Die Scorpions haben oft in ihrer Karriere erfolgreich aus der Not eine Tugend gemacht. Aber da wir gesehen haben, dass die Tour, die ihr vor einem guten Jahrzehnt angekündigt habt, doch nicht die letzte war, gehe ich jetzt mal davon aus, dass dies auch nicht das letzte Studioalbum war. Wie werdet ihr an das nächste herangehen?

Jabs: Ob wir es wieder wie auf „Rock Believer“ machen und selbst produzieren, kann ich noch nicht sagen. Es hat auch immer was, wenn man einen Produzenten von außen hinzuholt, der neue Ideen hineinbringt. 

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