THE SUN OR THE MOON - Einatmen, ausatmen, dann klappt es schon!

5. September 2023

The Sun Or The Moon

THE SUN OR THE MOON - Einatmen, ausatmen, dann klappt es schon!

Schon auf dem 2021 Debüt „Cosmic“ haben The Sun Or The Moon einen famosen Mix aus Space Rock, Psychedelic und Artrock hingelegt. Mit dem Nachfolger „Andromeda“ steigert das Quartett aus Mainz die Qualität noch mal. 

The Sun Or The Moon haben sich 2019 in Mainz gegründet und wurden alsbald von der Pandemie ausgebremst, schafften es aber doch 2021 ihr Debüt „Cosmic“ zu veröffentlichen. Nach einem Besetzungswechsel an der Gitarre bestehen The Sun Or The Moon nun aus Susanne Schneider (Keyboards), Frank Incense (Gesang, Bass, Gitarre, Synthesizer), Markus Weber (Gitarre) und Niclas Ciriacy (Schlagzeug, Percussion). Sänger Frank Incense gab eclipsed Auskunft über die Hintergründe zur Band und zum neuen Album „Andromeda“.

eclipsed: Stellt euch bitte mal vor: Wie seid ihr musikalisch groß geworden? Wie habt ihr euch kennengelernt? Wie kam es zur Gründung von The Sun Or The Moon?

Frank Incense: Susanne kommt väterlicherseits aus einem sehr musikalischen Haushalt – ihr Vater war der Jazz-Gitarrist und Pickup-Designer Bill Lawrence. Sie hat bereits von Kindesbeinen an intensiven Klavierunterricht mit klassischem Schwerpunkt am Wiesbadener Konservatorium genießen dürfen. Niclas spielt – glaube ich – seit seinem siebten Lebensjahr Schlagzeug und studiert seit einigen Jahren Jazz-Schlagzeug an der Musikhochschule Mainz. Markus war zunächst an den Keyboards unterwegs und kam erst relativ spät zur Gitarre, nämlich mit 17, da er unbedingt seinem großen Vorbild Ritchie Blackmore nacheifern wollte. Er betreibt außerdem ein professionelles Tonstudio, in dem ich bereits vor TSOTM mit diversen anderen Bands Aufnahmen gemacht habe. Ich selbst bin primär Bassist, habe aber vor gut zehn Jahren angefangen, mich immer intensiver mit elektronischer Klangerzeugung auseinanderzusetzen. Außerdem experimentiere ich gerne mit allen möglichen und unmöglichen anderen Instrumenten. Im Moment liebäugle ich z.B. mit der Tanpura. Kennengelernt habe ich Susanne über eine Annonce in einem Musikerforum, mit der ich eigentlich jemanden fürs Schlagzeug und für den Gesang gesucht habe. Es wurde dann halt jemand Ausgezeichnetes für die Tasten. Niclas kam einige Wochen später über dieselbe Annonce zu uns. Und als George, unser ursprünglicher Gitarrist, kurz nach der Veröffentlichung von „Cosmic“ die Band verließ, bot sich Markus an, für ihn einzuspringen. Da Markus nicht nur Blackmore, sondern auch David Gilmour sehr gerne mag, und wir bereits „Cosmic“ bei ihm im Studio aufgenommen hatten (bei „Eldorado“ spielt er ja bereits Gitarre), mussten wir nicht lange überlegen. 

eclipsed: Bei euch kommen viele verschiedene Richtungen - Artrock, Jazz, World, Elektronik, Kraut, ... – zusammen. Wie habt ihr diese Richtungen kennengelernt?

Incense: Uns interessieren in der Tat alle genannten Richtungen, natürlich mit jeweiligen persönlichen Schwerpunkten. Fangen wir mal mit dem Artrock an, hier sind die Übergänge zum Progressive und teilweise auch zum Psychedelic und Krautrock ja eher fließend, und wie man unschwer an unserer Musik hören kann, sind wir doch ziemlich von Pink Floyd geprägt, und zwar im Wesentlichen von den Floyd der frühen bis mittleren Phase, also alles vor „The Wall“. King Crimson, frühe Genesis, ELP sind natürlich auch Namen, die man in diesem Zusammenhang nennen muss. Der Elektronikeinfluss kommt im Wesentlichen von meiner Seite, hat einesteils mit Pionierbands wie Kraftwerk und Tangerine Dream zu tun, allerdings auch mit britischen Avantgarde-Elektronik-Acts der späten 70er bzw. frühen 80er, zuvorderst sind hier Cabaret Voltaire und Throbbing Gristle zu nennen. Andernteils nährt sich unsere Elektronik-Schlagseite auch aus meiner absoluten Begeisterung für Synthesizer im Allgemeinen und Modularsynthese im Besonderen. Der diesbezügliche Virus hat mich wie bereits erwähnt vor gut zehn Jahren voll gepackt. Ich habe neben einer ziemlich umfangreichen Eurorack-Sammlung mittlerweile ein recht großes Buchla-System, klar muss das in unsere Produktionen einfließen. Aber zurück zu unseren musikalischen Einflüssen: Um Jazz konnten wir gar nicht herumkommen, u.a. weil Niclas, unser Drummer Jazz an der Hochschule studiert, und was unsere Keyboarderin Susanne betrifft: Immerhin war ihr Vater Bill Lawrence ein nicht ganz unbekannter Jazz-Gitarrist und Pickup-Designer. Bleibt noch der World-Music-Einfluss, der verdankt sich vielleicht dem Umstand, dass wir in unmittelbarer Nähe zu zwei regelmäßig stattfindenden Festivals (Open Ohr Mainz, Ingelheimer Folk Festival) leben, bei denen auch immer wieder diese Genre-Sparte vertreten ist. Außerdem spielt Niclas auch Schlagzeug in einer türkischen Folkrock-Band, bei ihm scheint also auch 
eine gewisse Weltmusik-Affinität vorzuliegen.

eclipsed: Dennoch ist daraus auf eurem neuen Album ein großer in sich stimmiger Fluss geworden. Wie habt ihr das hingekriegt?

Incense: Wie haben wir es hingekriegt, dass wir alle unsere Einflüsse zu einem in sich 
stimmigen Fluss geformt haben? Ich glaube, es war Kirk Douglas, der einmal auf die Frage, wie er es denn trotz seines eher wilden Lebensstils geschafft habe, so alt zu werden, geantwortet hat: „I breathe in, I breathe out …“ Was ich damit sagen will, ist, dass das halt einfach so passiert mit der – im positiven Sinne – Homogenität bei uns. Und mit Sicherheit spielt auch unser sehr aufwändiges Produktionsprozedere hierbei eine Rolle. Wenn man solange wie wir an den Songs herum feilt, dann ergibt sich zwangsläufig eine gewisse Homogenität. Dazu sage ich später gerne mehr. 

eclipsed: Melodie oder Rhythmus? Beides kommt auf dem Album reichlich vor. Worauf legt ihr den Fokus?

Incense: Melodie oder Rhythmus? Das lässt sich mit einem entschlossenen sowohl als auch beantworten. Wie du richtig bemerkst, stehen beide Elemente vor allem auf unserem Zweitling stark im Fokus. Die rhythmische Komponente kommt zum einen dadurch sehr zum Tragen, dass Niclas ein sehr guter und kreativer Schlagzeuger ist. Dies und die Tatsache, dass ich bei meinen Songs ausgiebig am Arrangement der elektronischen Rhythmus-Grundlage feile – sowohl, was Synth-Sequenzen als auch die Kreation von Beatstrukturen angeht, mit denen dann Niclas wiederum interagiert – trägt wesentlich zu unserem ausgefeilten Rhythmusfundament bei. Daran, dass wir sehr melodisch sind, haben natürlich Susanne und Markus einen wesentlichen Anteil. Ein Übriges kommt wohl auch durch meine Art des Bass-Spiels, das sich auch an den eher unüblichen Vertretern der Tiefton-Zunft orientiert, wie sie vor allem im Zuge der Post-Punk- bzw. New-Wave-Bewegung Ende der 70er/Anfang der 80er verstärkt zu finden waren. Ich nenne da mal Peter Hook von Joy Division/New Order und Jean-Jacques Burnel von den Stranglers, die den Bass häufig mehr als Lead-, und weniger als Begleitinstrument eingesetzt haben.

Operation Mindfuck

Das komplette Interview ist Teil unseres Online-Abos, siehe https://www.eclipsed.de/de/abo