THUNDER - „Jungs, wir werden doch noch gebraucht!“

6. April 2021

Thunder

THUNDER - „Jungs, wir werden doch noch gebraucht!“

Thunder, seit nunmehr 32 Jahren fester Bestandteil der bluesgetränkten klassischen englischen Hardrock-Szene, haben seit ihrer Gründung schon für so manches Genrehighlight gesorgt. Unübertroffen blieben dabei bislang die ersten beiden Alben „Backstreet Symphony“ und „Laughing On Judgement Day“. Nun holen sie mit dem grandiosen „All The Right Noises“ ein weiteres Mal ganz weit aus. „Goldstimme“ Danny Bowes nahm die Lobeshymnen der Redaktion britisch-gelassen entgegen.

„Diese Band hat das Zeug dazu, unser Nachfolger zu werden“, wurde David Coverdale vor gut drei Jahrzehnten nicht müde, immer wieder zu betonen. Er hievte Thunder ins Whitesnake-Vorprogramm, und der Truppe gelang es, zumindest im Vereinigten Königreich ganz nach oben zu kommen: Das Debütalbum „Backstreet Symphony“ landete 1990 auf Platz 21, der Zweitling „Laughing On Judgement Day“ drang 1992 bis auf Platz 2 der Charts vor, die neun Singles aus den beiden Alben schafften es in die Top 40.

Überrollt von einer seit Anfang der 90er stetig größer gewordenen Grunge-Welle, galt die 1989 gegründete Band jedoch spätestens Mitte des Jahrzehnts bereits als Rock-Oldie. Auch wenn sie mit ihrem dritten Album „Behind Closed Doors“ 1995 nochmals in die Top 10 der britischen Charts einsteigen konnte, stand damit so gut wie fest, dass es mit der von Coverdale prophezeiten Weltkarriere nichts mehr werden würde. In der Folge löste sie sich im Jahr 2000 auf, unternahm 2002 einen zweiten Anlauf, dem 2009 eine erneute Auflösung und 2011 eine weitere Reunion folgten.

Glücklicherweise haben Thunder seitdem ihre Nische gefunden, produzieren gutes Songmaterial aus dem Handgelenk und trauern verpassten Chancen nur noch auf Nachfrage hinterher. Im besten Rockeralter von durchschnittlich 60 Jahren legte die Londoner Band, zu der neben unserem Gesprächspartner und Sänger Danny Bowes noch die Mitgründer Luke Morley und Ben Matthews an den Gitarren, Gary „Harry“ James an den Drums sowie der 1996 dazugekommene Chris Childs am Bass gehören, mit „All The Right Noises“ nun ihr zwölftes Studioalbum mit neuen Songs vor.

eclipsed: Findet ihr das Album eigentlich genauso gut wie wir in der eclipsed-Redaktion, oder sind euch solche sich anbiedernden Journalisten inzwischen ein Gräuel?

Danny Bowes: (lacht) Ihr habt doch Recht: „All The Right Noises“ ist wirklich ein Album, das es in sich hat. Wir hatten vor der Corona-Pandemie im Dezember 2019 angefangen, es aufzunehmen, und im Frühjahr 2020 war es endgültig im Kasten. Und ich muss sagen: Ich kenne das Album dadurch ein Jahr länger als ihr und höre es mir immer noch gern an.

eclipsed: Hast du dir denn eure anderen Alben nicht angehört?

Bowes: Okay, das jetzige Album lag wegen Corona auf Eis, daher war Zeit, sich mit sich selbst zu beschäftigen, auch weil keine Tour anstand. Aber ich kann auch aus diesem Grund sagen: Das Album wächst noch durch häufigeres Anhören.

eclipsed: War die Produktion völlig reibungslos, oder hat es eher gehakt bei den Aufnahmen?

Bowes: Von beidem etwas. Vieles lief von vorneherein gut, und wir waren schnell mit dem Ergebnis zufrieden. Aber bei der Ballade „I’ll Be The One“ hatte ich zu kämpfen. Ich musste sie immer wieder neu einsingen und war immer noch nicht zufrieden mit meiner Vokalperformance – es fehlte stets das gewisse Etwas. Mit der jetzt auf dem Album veröffentlichten, sehr emotionalen Endfassung bin ich sehr zufrieden. Wenn ich den Song nun höre, denke ich mir allerdings: „So gut wie da bekommst du es sicherlich kein zweites Mal hin.“ 

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