AC/DC gehen die Mitglieder aus: Der Rhythmusgitarrist leidet unter Demenz, der Schlagzeuger ist von der neuseeländischen Polizei verhaftet worden – ihr vierzigstes Dienstjubiläum haben sich die australischen Megastars sicherlich anders vorgestellt. Doch trotz der widrigen Umstände: Mastermind Angus Young denkt nicht an ein Ende der Hardrockinstitution. Mit dem jetzt erscheinenden Album „Rock Or Bust“ werden AC/DC 2015 auf Welttournee gehen.
Tatort Düsseldorf: Angus Young residiert in einer Suite des luxuriösen Breidenbacher Hofs, die für seine körperlichen Abmessungen geradezu überdimensioniert wirkt. Denn bei dem 59-jährigen Australier mit schottischen Wurzeln, einem Zweitwohnsitz im niederländischen Aalten und einem fürchterlichen Down-under-Akzent handelt es sich bekanntermaßen um einen kleinen, schmächtigen Mann, der inzwischen fast kahl ist und heute zudem einen extrem ungesunden grau-bleichen Teint hat.
Der Kettenraucher, der ein großer Musiker, aber kein großer Redner ist, wurde heute Morgen mit einer Hiobsbotschaft geweckt: Bandkollege Phil Rudd wurde von der neuseeländischen Polizei festgenommen. Der Schlagzeuger soll einen Auftragskiller gedungen haben, um zwei Männer töten zu lassen; zudem wird ihm Drogenbesitz zur Last gelegt. Andere Künstler hätten in diesem Moment wohl sämtliche Pressetermine abgesagt. Nicht so Angus Young, der an diesem Tag nur noch ein bisschen schüchterner und zurückhaltender wirkt als sonst.
eclipsed: Angus, ihr seid jetzt Ende fünfzig, Anfang sechzig und klingt wie eh und je – ist das Beleg dafür, dass das Alter in der Rockmusik keine Rolle mehr spielt bzw. diese Ausdrucksform längst nicht mehr nur für junge Leute ist?
Angus Young: Zumindest solange man es vernünftig macht. Man klingt immer so, wie man sich fühlt. Und ich fühle mich kein bisschen wie neunundfünfzig, um Gottes Willen! Ich bin immer noch ein Kind – gefangen im Körper eines reifen Mannes. Und das lebe ich in der Musik aus. Das ist es, was AC/DC ist: ein Jungbrunnen für die Seele. Wie der Körper aussieht, ist egal, zumal wir noch nie richtig hübsch waren. Aber wenn ich Gitarre spiele, bin ich immer noch achtzehn… (lacht)
eclipsed: Dann ist „Rock Or Bust“ (dt.: Rocken oder Zerplatzen) nicht nur Albumtitel, sondern auch Lebenseinstellung?
Young: Warum nicht? Mach einfach, was dir Spaß macht, und lass dir von niemandem etwas vorschreiben. Das ist es, was wir damit zum Ausdruck bringen wollen. Bitte ungefähr an dieser Stelle gesondert layouten: „Das mit Phil habe ich genauso aus den Nachrichten erfahren wie jeder andere auch.“
eclipsed: Wobei der Titel durch Phil Rudds Situation eine ganz andere Bedeutung gewinnt – er könnte auch mit „Rocken oder Verhaftetwerden“ bzw. „Rocken oder Auffliegen“ übersetzt werden“…
Young: Das war garantiert nicht geplant. Aber, sorry, darüber kann ich nicht reden, weil ich nicht weiß, was da wirklich passiert ist. Ich habe noch nicht mit Phil gesprochen, sondern das genauso aus den Nachrichten erfahren wie jeder andere auch, was vor so einem Interview nun wirklich kein gutes Timing ist. Also lass uns bitte das Thema wechseln.