Van Dyke Parks, Brian Wilsons Co-Autor der Jahre 1966/67, sitzt im Garten seines Hauses in Pasadena und sinniert: „‚Pet Sounds‘ war ein Album, das mich total überrascht hat“, sinniert der kleine weißhaarige Mann, „weil es ganz anders war als seine Vorgänger, die diesen kitschigen Surfsound kultiviert hatten. Es war biedere Musik von biederen Jungs aus der weißen Mittelschicht. Doch was dann kam, war eine Revolution. Vielleicht sogar das Ehrgeizigste und Beste, was die amerikanische Popmusik je hervorgebracht hat. Es war die Kathedrale des Pop, ein imposantes Gebäude, das bis heute steht und immer noch viele Besucher anlockt.“
Wofür Wilson, damals 23, bewusst mit der Erfolgsformel seiner bisherigen zehn Alben bricht. Und wofür er sich sogar von der Bühne zurückzieht, um sich ganz der Studioarbeit zu widmen, während die Boys weiter um die Welt tingeln. Ein cleverer Plan, um sich gegen die Konkurrenz der Beatles zu behaupten, deren „Rubber Soul“ (1965) Wilson überhaupt erst zum Umdenken gebracht hat: ein Album, das nicht einfach eine lose Kollektion von Singles ist, sondern ein in sich geschlossenes Album, das in Amerika ohne Auskopplungen erscheint – um seine Gesamtheit zu unterstreichen. Eine Idee, die Wilson fasziniert. Ebenso wie die In-Droge LSD, mit der er im Sommer 1965 zu experimentieren beginnt. Deren Wirkung auf ihn manifestiert sich zuerst in den komplexen Arrangements der Single „California Girls“ und kommt dann auch bei den visionären Stücken von „Pet Sounds“ zum Tragen.
Subversive Klangkunst
Das ist Wilsons Versuch, Elemente der boomenden Pop- und Gegenkultur in seinen Sound zu integrieren und seine Band auf den neuesten Stand zu bringen. Dazu engagiert er Tony Asher, einen 26-jährigen Jingle-Texter, der noch nie zuvor einen Song geschrieben hat und von dem sich Wilson eine innovative Sprache erhofft. „Ich war sein verbaler Übersetzer“, lacht Asher im eclipsed-Interview. „Er hat mir seine Instrumentals vorgespielt und erklärt, worum es geht. Das habe ich dann umgesetzt. Wir entwickelten eine äußerst effektive Arbeitsbeziehung.“
Darüber hinaus legt Wilson „Pet Sounds“ als Konzeptalbum an. Weniger in dem Sinne, dass es sich inhaltlich um ein bestimmtes Thema dreht, sondern dass es 13 kleine Klangkunstwerke enthält, die alle denselben Sound aufweisen – ähnlich wie „Rubber Soul“, nur noch ausgereifter. „Es ist meine Interpretation von Phil Spector“, so Wilson am Telefon aus Übersee. „Ich wollte seinen Ansatz und den von ‚Rubber Soul‘ weiterführen. Nicht in dem Sinne, dass ich sie kopiere, sondern dass ich etwas in derselben Qualität schaffe. Deshalb ‚Pet Sounds‘, das sich an Spectors Initialen, PS, orientiert.“