THE BEATLES - 50 Jahre „Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band“

25. Mai 2017

The Beatles

Wir befinden uns an einem geschichtsträchtigen Ort, dort, wo der Klassiker „Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band“ entstanden ist: im Abbey Road Studio 2. Ein großer, hoher Raum, in den Giles Martin Mitte April geladen hat, um seine Bearbeitung vorzustellen, an der er fast ein Jahr lang gebastelt hat und die sich als echtes Klangwunder erweist. Denn das Monoschätzchen, das am 1. Juni 1967 erschien, ist nun ein vollwertiges Stereoepos, dem mit Hilfe modernster Technik neues, dynamisches Leben eingehaucht wurde – ohne ihm dabei in irgendeiner Form zu schaden. Im Gegenteil: Nie klang „Sgt. Pepper’s“ so intensiv, so mitreißend und zeitgemäß. Ein Vorgehen, mit dem man auch kommende Generationen begeistern und noch weit mehr als die bislang 30 Millionen Käufer finden dürfte.

Das achte Album der Beatles ist der heilige Gral der Popgeschichte, der sich durch technische Innovation, bestechendes Songwriting und eine betörende stilistische Vielfalt auszeichnet und der ganze Heerscharen von Musikern geprägt hat. Zu Recht: „Sgt. Pepper’s“ ist schwer psychedelisch, weist unglaubliche viele Farben und Einflüsse auf, mutet ebenso euphorisch wie bedrohlich an und spielt gekonnt auf der Gefühlsklaviatur des Hörers. Besser kann Musik nicht sein – meint auch unser Gesprächspartner.

eclipsed: „Sgt. Pepper’s“ ist ein Album, das ganz tief in unser aller DNA verwurzelt scheint. Der Heilige Gral des Pop?

Giles Martin: (lacht) Zumindest ist es ein Album, das von einer Generation an die nächste weitergereicht wird. Und das ist schon etwas Besonderes. Zumal in einer Zeit, in der Popmusik etwas derart Kurzlebiges und Vergängliches ist. Gerade noch im Fokus, sind Dinge ein paar Wochen später schon wieder vergessen. „Sgt. Pepper’s“ ist da anders – seine Nachhaltigkeit dauert inzwischen 50 Jahre an, und es hat nach wie vor enormen Einfluss auf die Musik, die heutzutage produziert wird.

eclipsed: Ein zeitloses Werk im wahrsten Sinne des Wortes?

Martin: Und das eine, das alle anderen überstrahlt. Das vielen Künstlern neue Wege aufgezeigt hat. Ich weiß zum Beispiel, dass Roger Waters es zum ersten Mal im Radio hörte, als er im Auto unterwegs war. Er legte eine Vollbremsung hin, streifte fast ein anderes Fahrzeug und fuhr links ran, um es in Ruhe zu hören. Dann fuhr er nach Hause und schrieb die ersten Songs zu „Dark Side Of The Moon“. Von daher kann man die Bedeutung von „Sgt. Pepper’s“ gar nicht hoch genug einstufen. Und mein Vater, der letztes Jahr verstorben ist, hat immer gesagt, dass es der Höhepunkt in der Zusammenarbeit der Beatles gewesen ist. Das Universum der Band bewegte sich so unglaublich schnell, und „Sgt. Pepper’s“ ist das Reifste, was die Beatles je gemacht haben. Sie warfen all die Ideen, die sie auf Tour entwickelt hatten, in einen großen Trichter und verarbeiteten sie zu Songs. Mein Vater meinte, es wären so viele gewesen, dass er echte Probleme hatte, damit klarzukommen. Sie brachten ihn wirklich an seine Grenzen.

Lest mehr im eclipsed Nr. 191 (06-2017).