Greg Spawton und Andy Poole haben Big Big Train gegründet. Seitdem achten sie penibel darauf, dass die Band durch regelmäßige Umbesetzungen beständig ihren Sound erweitert. Auf der jüngsten Einspielung „Folklore“ sind stolze acht Spießgesellen am Werk, was dem Ganzen streckenweise einen orchestralen Charakter verleiht. „Als ich 2009 zur Band stieß“, so Sänger, Flötist, Gitarrist und Keyboarder David Longdon (51), „wurde ich von Greg und Andy eindringlich aufgefordert, mich so weit wie möglich in den Klangkosmos einzubringen.“ Das hat er getan, auf „Folklore“ mehr noch als sonst. Im Interview mit eclipsed freut er sich, dass „unsere Band schon wieder einen großen Schritt weiter in ihrer kreativen Entwicklung ist“.
eclipsed: Euer neues Album habt ihr „Folklore“ genannt, allzu viele folkloristische Elemente sind allerdings nicht herauszuhören. Warum dieser Titel?
David Longdon: Es ging weniger um eine Beschreibung der Musik als um den humanen Aspekt. Also darum, wie sich Freunde etwa am Lagerfeuer zusammentun, sich daran aufwärmen und gegenseitig spannende Geschichten erzählen. Zusammengehörigkeitsgefühl ist es, was unsere Platte dieses Mal vermitteln möchte. Eine herrliche Sache, wie wir finden. Und dabei ein unmissverständliches Statement gegen eine Ära, in der Kommunikation beinahe ausschließlich virtuell und mit technischen Hilfsmitteln stattfindet. Dass dadurch Oberflächlichkeit entsteht, versteht sich von selbst. Da verbrennt man sich doch lieber die Hände am Feuer, wenn man in eine hitzige Diskussion verstrickt wird, oder nicht? (lacht)
eclipsed: Es steckt demnach eine Art Konzept hinter „Folklore“?
Longdon: Nennen wir das Ganze einen Songzyklus. Das einzige verbindende Element der Lieder ist die unbändige Lust, möglichst aufregende Geschichten zu erzählen.
eclipsed: Die neuen Songs stammen zu einem Großteil von dir und Greg Spawton. Wann habt ihr die ersten Ideen für die Platte ausgebrütet?
Longdon: Der entscheidende Funke sprang dadurch über, dass Greg und ich in den letzten Monaten extrem viele Bücher gelesen haben. Da waren Sachbücher darunter, etwa Abhandlungen über britische Mythen und Legenden. Aber auch belletristische Sachen, Fantasy und Science Fiction. Das hat uns inspiriert. Wir lieben Literatur, die sich zwischen Realität, Fiktion und Traum bewegt.