Den Big-Big-Train-Gründern Greg Spawton und Andy Poole war und ist es ein Hauptanliegen mit ihrem Kreativgeschöpf, dass durch regelmäßige Umbesetzungen ständig der Sound erweitert wird. Auf dem jüngsten Werk „Grimspound“ sind, um diese Vorgabe umsetzen zu können, wie schon auf „Folklore“ stolze acht Spießgesellinnen und -gesellen am Werk. „Vor allem sind es dieselben Kreativpartner wie auf der letzten Scheibe, man kann von einer Art eingespieltem Team reden“, so der 51-jährige Spawton. „Es macht immens viel Spaß wie niemals zuvor, Mitglied dieser Band zu sein. Weil man unentwegt an neuen Ideen feilt. Manches Mal ist diese Form von pausenloser Kreativität nahezu gespenstisch.“
eclipsed: Was hat es mit dem Albumtitel „Grimspound“ auf sich?
Greg Spawton: Grimspound ist ein archäologischer Kultplatz in England. Er liegt in der Grafschaft Devon im Südwesten unserer Heimat. Es ist eine mystische Stätte, nicht viel anders als Stonehenge, nur wesentlich weniger bekannt. Wir lieben solche Kultorte, wir lieben ganz allgemein ungewöhnliche Natur. Und nachdem wir mehrfach Grimspound aufgesucht hatten, beschlossen wir irgendwann, einem solch magischen Ort den Namen unserer neuen Arbeit zu widmen. Zwar ist sie kein Konzeptwerk, doch was die acht Songs inhaltlich zusammenhält, ist die Liebe zur archaischen Landschaft sowie die Leidenschaft für Tiere und eine ganz erstaunliche Pflanzenwelt. Aber auch für innovative Wissenschaftler, für ungewöhnliche Künstler, für Menschen, die nach wie vor Träumer sind und keine Lust haben, sich von destruktiven Realisten beeindrucken und beeinflussen zu lassen. Für uns kann es nicht sein, dass die Dekonstruktion mehr und mehr die Oberhand im Denken der Moderne gewinnt. Dagegen kämpfen wir mit unserer Kunst an. Dafür steht ein sagenhafter Ort wie Grimspound. Dafür setzen wir mit diesem Albumtitel ein Zeichen. Wir bezeichnen uns bewusst als Anachronisten.
eclipsed: „Folklore“ war so etwas wie das Opus magnum von Big Big Train. Ist es schwierig, diesem einen Nachfolger draufzusetzen?
Spawton: Leicht war es jedenfalls nicht! (lacht) „Folklore“ lebt unter anderem von der großen Geste. Das haben wir vollbracht, wir haben diese Platte hinbekommen. Jetzt haben wir einen anderen Ansatz gesucht, wollten einen schlichteren Ansatz. Vielleicht etwas Normaleres? Ein tolles neues Big-Big-Train-Werk? Nicht mehr, aber sicher nicht weniger. Für uns ist jede weitere Platte eine kreative Herausforderung, gleichzeitig eine Bestandsaufnahme, an der wir uns selbst zu orientieren haben. Wir wollen in der Progwelt, in der wir uns zu Hause fühlen, Duftmarken setzen.