Hitchcock in Zeitlupe - Die Doom-Spezialisten AVATARIUM legen ihr Opus magnum vor

22. Oktober 2015

Avatarium

„Die Idee zu Avatarium ist eigentlich aus einer Bierlaune heraus entstanden“, lacht Marcus Jidell (ex-Evergrey, ex-Royal Hunt), Gitarrist der Stockholmer Band. „Auf einer Party wollten Leif [Edling; Candlemass] und Mikael Åkerfeldt [Opeth] ein Doom-Projekt ins Leben rufen. Aber da Mikael unglaublich viel mit seiner Band um die Ohren hatte, wurde daraus zunächst nichts. Leif schrieb dann aber relativ schnell ein paar Songs, und ich half ihm, die Nummern – es waren glaube ich ,Moonhorse‘, ,Lady In The Lamp‘ und ,Boneflower‘ – einzuspielen. Plötzlich merkten wir, dass sich das Ganze recht vielversprechend anhörte, und beschlossen, die Richtung weiterzuverfolgen. Der große Vorteil von Avatarium ist, dass wir hier wirklich experimentieren können, was bei unseren anderen Bands nur noch bedingt möglich war.“

Vor allem Jidell selbst fühlte sich zu diesem Zeitpunkt bei Evergrey nicht mehr gut aufgehoben. „Tom [Englund; Sänger/Gitarrist] führt die Band wie ein Soloprojekt, so dass ich am Ende immer weniger von meinen eigenen Ideen einbringen konnte. Auch deshalb kam es immer häufiger zu Spannungen, die dann letztlich zu meinem Ausstieg führten.“ Ein Schritt, den der 42-Jährige nicht bereut haben dürfte. Nach dem überraschenden EP-Einstand „Moonhorse“ (2013), dem souveränen Debüt „Avatarium“ (2013) und der EP „All I Want“ (2014) legt die Band nun in Form von „The Girl With The Raven Mask“ ihr bisheriges Opus magnum vor. Tonnenschwere Doom-Riffs treffen hier auf atmosphärische Siebziger-Hammondteppiche, himmlische Gitarrensoli prallen auf dämonische Killermelodien, die von der faszinierenden Jennie-Ann Smith mit unglaublicher Dramatik und Intensität zelebriert werden.

„Leif hatte ursprünglich einen Sänger wie Robert Plant im Sinn, aber nachdem ich ihm Jennie-Ann vorgestellt hatte, die ja eine Menge Jazz- und Blues-Feeling in ihrer Stimme trägt, war die Sache klar. Die harten, düsteren Riffs sind sicherlich ein wichtiger Bestandteil unseres Sounds, aber darauf wollten wir uns nicht beschränken. Wir mischen sie mit psychedelischen Elementen und klassischem Hardrock, denn wir stehen alle auf Bands wie Mountain, die frühen Uriah Heep, Rainbow, Crosby Stills & Nash, Black Sabbath und die Doors. Wir sind echte Doom-Hippies!“

Lesen Sie mehr im eclipsed Nr. 175 (November 2015).