Für Ian Anderson ist „Warchild“ trotz aller Unkenrufe ein wichtiges Album. Wie bereits bei den Vorgängern hat Steven Wilson hier die klanglichen Restaurationsarbeiten vorgenommen. Der in letzter Zeit hyperaktive Tull-Vorsteher zeigt sich einmal mehr begeistert von dessen Fähigkeiten als Studiotüftler, geht aber davon aus, sich demnächst nach einem neuen Remastering-Partner umsehen zu müssen, wie er gut gelaunt verrät.
eclipsed: Auch „Warchild“ erscheint jetzt neu abgemischt und mit zahlreichen Bonustracks versehen. Ein Album, das, bei allem Respekt, verglichen mit „Thick As A Brick“ oder „A Passion Play“ qualitativ doch klar abfällt.
Ian Anderson: Das sehe ich völlig anders. „Warchild“ ist ein sehr gutes Album mit fantastischen Songs, und ich betone das Wort Songs. Anders als auf den Vorgängern hatten wir wieder eine Platte aufgenommen, bei denen wir einzelne Stücke aneinanderreihten, die kein besonderes Konzept verband. Die Entstehungsbedingungen lassen das Album vielleicht als Nebenprodukt erscheinen, aber das ist es auf keinen Fall.
eclipsed: Du beziehst dich auf zwei Ereignisse: die missglückten Chateau-D’isaster-Aufnahmen, die im Vorfeld zu „A Passion Play“ stattgefunden hatten, sowie auf einen nicht realisierten Film.
Anderson: Genau, von besagten Sessions sind einige Stücke in überarbeiteter Form auf „Warchild“ gelandet. Viel wichtiger war aber die Idee mit dem Film. Wie das damals eben so war, wollte auch ich einen Film machen. Nachdem ich mir hatte vorrechnen lassen, was das alles kosten und vor allem wie lange es dauern würde, bis der Film im Kino wäre, ließ ich schnell davon ab. Ich fand auch keinen passenden Regisseur; im Nachhinein wäre Terry Gilliam für mich der Wunschkandidat gewesen. Ich verwarf das Projekt, die dafür konzipierten Tracks packte ich auf ein Album.