MOGWAI - „Ich möchte nicht in einer Jam-Band spielen“

22. Oktober 2015

Mogwai

1995 riefen Stuart Braithwaite und Dominic Aitchison in Glasgow die Band Mogwai ins Leben. Benannt nach einem japanischen Dämon, begeisterten die Schotten auf bisher acht Studioalben ihr Publikum mit einem teils brachialen, teils melancholischen Breitwandsound. Zum 20. Jubiläum erscheint nun „Central Belters“, eine von der Gruppe selbst kuratierte Zusammenstellung von Klassikern und Raritäten auf sechs LPs bzw. drei CDs. Ein passender Anlass also, um uns mit Keyboarder und Chefsoundtüftler Barry Burns über zwei Jahrzehnte Bandgeschichte zu unterhalten.

eclipsed: Wie sah die Geburtsstunde von Mogwai aus?

Barry Burns: Ich bin erst 1998 dazu gestoßen, aber Stuart und Dominic sind Jugendfreunde, die im Wohnzimmer ihrer Eltern jammten. 1995 gründeten sie dann eine Band, Martin und John stießen bald als Schlagzeuger und zweiter Gitarrist dazu. Das erste Album „Young Team“, das 1997 erschien, war noch sehr gitarrenlastig und an alternativen Rockbands der Zeit orientiert. Als ich für die Aufnahmen von „Come On Die Young“ 1998 hinzukam, brachte ich auch einen elektronischeren Sound mit.

eclipsed: Die Bandgründung fiel mitten in die Euphorie um den Britpop, eine Musik, mit der ihr nichts anfangen konntet…

Burns: Britpop war ja größtenteils Musik ohne Tiefgang, die bessere Musik kam damals aus der amerikanischen Indie-Szene. Slint und solche Bands spielten tiefsinnige, anspruchsvolle Rockmusik und waren eher Vorbilder für uns. Der negative Höhepunkt war dann die Verbindung von Britpop mit New Labour, denn eine derartige Vermischung von Rockmusik und Politik kann niemand ernsthaft wollen.

eclipsed: Deswegen habt ihr auch „Blur are shite“-T-Shirts vertrieben…

Burns: Na ja, wir fanden halt ihre Musik Scheiße. Und sie ist es immer noch. (lacht) Okay, vielleicht ist die Aktion aus heutiger Sicht etwas peinlich.

eclipsed: Wie würdest du die Entwicklungslinie bei Mogwai beschreiben? Ist diese vor allem am zunehmenden Einsatz elektronischer Mittel, also deinem Metier, festzumachen?

Burns: Auf der einen Seite geht es um den kreativen Einsatz stetig wachsender elektronischer Möglichkeiten, auf der anderen aber auch um den ebenso kreativen Umgang mit ungewöhnlichen Instrumenten. Das ist ein Prozess, der sich bis hin zu unserem letzten Album „Rave Tapes“ zieht. Es waren im Laufe der Jahre sehr schöne Experimente dabei, etwa ein billiges Trash-Keyboard zu spielen und den Sound durch ein megateures Effektgerät laufen zu lassen, abgefahrene japanische Vocoder einzusetzen oder seltsame Instrumente zu spielen.

Lesen Sie mehr im eclipsed Nr. 175 (November 2015).