PETER GABRIEL - Selbstfindung, Phase I bis IV

22. Oktober 2015

Peter Gabriel

Am 15. August 1975 stieg Peter Gabriel bei Genesis aus. Es folgte ein zweijähriger Rückzug aus dem Musikgeschäft, den der Sänger dazu nutzte, seine Solokarriere zu planen. Es sollte ein Bruch mit seiner Vergangenheit werden. Von den vier Alben, die er zwischen 1977 und 1982 veröffentlichte und die bezeichnenderweise alle den Titel „Peter Gabriel“ tragen, lässt sich die Entwicklung einer Vision ablesen, die in der populären Musik ihresgleichen sucht. Aus Anlass der Wiederveröffentlichung der ersten vier Alben auf Vinyl begibt sich eclipsed auf Spurensuche.

Heute bezeichnet Peter Gabriel die Zeit nach seinem Ausstieg bei Genesis als die Phase, in der er damit beschäftigt war, „Gemüse und Kinder“ heranwachsen zu sehen. Tatsächlich begann er noch im Jahr der Trennung, sich wieder mit Musik zu beschäftigen: Er hatte mit dem Lyriker Martin Hall einige Lieder geschrieben, von denen letztlich nur zwei veröffentlicht wurden: Während „Excuse Me“ auf Gabriels Debütalbum landete, war „You Never Know“ 1976 von dem britischen Komiker Charlie Drake (1925-2006) aufgenommen worden, und zwar mit erstklassiger Besetzung: Neben Gabriel hatten sich Phil Collins, Robert Fripp, Keith Tippett und Sandy Denny im Studio eingefunden. Fripp erinnert sich „an die seltsamste Session der ganzen Ära“.

Zwar beendete Gabriel die Zusammenarbeit mit Hall rasch wieder, doch hatte er Blut geleckt. Zunächst schwebte ihm ein multimediales Konzept um einen Außerirdischen namens Mozo vor, der unsichtbar das Leben der Menschen beeinflusst. Zwar verwarf er die Idee als zu Genesis-nah, doch die dafür vorgesehenen Stücke „Down The Dolce Vita“, „Here Comes The Flood“ und „On The Air“ (in dem er die Figur Mozo erwähnt) verwendete er für seine ersten beiden Platten. Er schrieb eifrig an neuen Songs und begann unter anderen mit seinen ehemaligen Bandkollegen Phil Collins und Mike Rutherford Demos aufzunehmen. Er kontaktierte den Produzenten Bob Ezrin (Lou Reed, Alice Cooper, Kiss); der Kontrollfreak heuerte bewusst nur nordamerikanische Sessionmusiker an. Vorsichtig suchte Gabriel bei Ezrin um die Erlaubnis nach, mit Robert Fripp wenigstens einen Landsmann hinzuziehen zu dürfen. Die Bitte wurde gewährt, doch hat der King-Crimson-Boss keine allzu guten Erinnerungen an die Aufnahmen: „Irgendwie ist die Platte nicht das geworden, was ich erwartet hatte“.

Lesen Sie mehr im eclipsed Nr. 175 (November 2015).