PINK FLOYD - Let there be more Wright

23. Oktober 2014

Pink Floyd

Die Ankündigung eines neuen Pink-Floyd-Albums – des ersten seit zwanzig Jahren – glich einem Paukenschlag. Die Entscheidung der Herren Gilmour und Mason, für die Ehrbezeugung gegenüber ihrem verstorbenen Bandkollegen Rick Wright wenig bis gar keine Promotion zu machen, allerdings auch. Zumal dieses Vorgehen zahlreiche Fragen aufwirft. Glauben die Altmeister nicht an sich und ihren Output? Erachten sie das Ganze vielleicht schon als Fehler? Oder haben sie lediglich die falsche PR-Agentur engagiert? eclipsed über die Irrungen und Wirrungen rund um „The Endless River“.

Ende August scheint die Welt noch in Ordnung. Pink Floyds PR-Agentur LD Communications mit Sitz in London stellt dem Label Interviews und weitreichende mediale Kooperation in Aussicht. Und zunächst scheint sie das Versprechen auch einlösen zu können. Etwa mit täglichen Listening Sessions an Bord der „Astoria“, David Gilmours berühmtem Studiohausboot auf der Themse, bei denen nicht nur das Album vorgestellt wird, sondern auch Co-Produzent Andrew „Andy“ Jackson anwesend ist, um den Journalisten, die den Weg nach Hampton, nordwestlich von Central London, gefunden haben, grundlegende Infos mit auf den Weg zu geben: Die Tracks stammen aus den Sessions zu „The Division Bell“, sind bis auf eine Nummer, „Louder Than Words“, rein instrumental, wurden von Jackson, Youth (Killing Joke) und Phil Manzanera (Roxy Music) produziert, dauern zwischen fünfzehn und zwanzig Minuten und bestehen wie eine Suite aus mehreren Teilen. Die Songtitel sind zu diesem Zeitpunkt noch geheim, und damit auch der Rest des Gehörten nicht so schnell an die Öffentlichkeit dringt, gibt es mehrseitige Verträge inklusive einer Sperrfrist: Storys dürfen nicht vor dem 10., Plattenkritiken nicht vor dem 16. Oktober veröffentlicht werden. Was irritierend genug ist, weil eine Story ja auch alles zu einem Album enthalten kann.

So weit so seltsam. Seltsam ist auch die kurz angebundene Art der schnippischen PR-Dame, die ihre Medienpartner wie Feinde behandelt und penibel darauf achtet, dass ja keine Fotos gemacht werden, niemand in Bereiche von „Astoria“ vorstößt, in denen er nichts zu suchen hat, und Mr. Jackson ja nicht verbal überfordert wird. Man werde sich in Kürze um ausführliche Interviews mit dem jugendlichen Fiftysomething kümmern, der seit dreißig Jahren – seit dem Soundtrack zu „The Wall“ – Haus- und Hoftontechniker von Pink Floyd ist, an Gilmours und Roger Waters’ Soloalben mitgewirkt hat, für den Livesound bei der „Pulse“-Tour zuständig war und sich mit Floyd vielleicht sogar besser auskennt als die Band selbst.

Doch dann vergeht Woche um Woche, auf Anfragen nach den in Aussicht gestellten Gesprächen gibt es nicht mal eine Antwort, bis es Mitte September völlig überraschend heißt, die Gruppe habe es sich anders überlegt und wolle sich zu dem Release nicht äußern. Für eine Veröffentlichung dieser Relevanz und eine Band dieses Status’ ein Unding. Was nur eine Schlussfolgerung zulässt: Da muss etwas gehörig schiefgelaufen sein. Haben Gilmour/Mason vielleicht realisiert, dass sie sich mit „The Endless River“ vergaloppiert haben? Ist abzusehen, dass es fiese Verrisse hagelt? Oder hat es Ärger mit Medien gegeben, die sich nicht an die Verträge gehalten haben? Doch statt einer Erklärung setzt man auf nonchalantes Schweigen.

Lesen Sie mehr im eclipsed Nr. 165 (November 2014).