STEVE HILLAGE - Abschied vom großen Bruder und Lehrer DAEVID ALLEN

STEVE HILLAGE erinnert exklusiv in eclipsed an seinen im März verstorbenen Freund und Bandkollegen DAEVID ALLEN...

eclipsed: Was war dein erster Eindruck von Daevid, als du ihn kennengelernt hast?

Steve Hillage: Ich begegnete Daevid das erste Mal im Herbst 1972. Das war in London, in der Wohnung der Hippiedichterin und -musikerin Lady June, wo auch Kevin Ayers lebte. Ich trat Daevid zunächst als Fan seiner Arbeit gegenüber, doch rasch kam er mir vor wie mein lange verschollener großer Bruder. Ich sagte ihm sehr schnell, dass ich liebend gerne mit ihm auftreten würde. Er wiederum gab zurück, dass er schon viel Gutes über mein Gitarrenspiel gehört hatte und auf mein Angebot vielleicht früher zurückkommen würde, als mir lieb sei. Und so kam es auch: Innerhalb weniger Monate stieg ich zum festen Gong-Mitglied auf. Man hatte mich vor Daevid gewarnt, er sei unberechenbar. Doch ich habe ihn von Beginn an als eher sanftmütig erlebt. Später erzählte mir Daevid übrigens, dass er mich deshalb als Gong-Gitarristen haben wollte, weil er die Band verjüngen wollte.

eclipsed: War Daevid auch privat der spirituelle Charakter, als den ihn der Großteil der Öffentlichkeit gesehen hat?

Hillage: Schon in jungen Jahren hatte ich mir vorgenommen, meine Musik mit spiritueller Energie anzureichern. Daevid hatte diesen Pfad ebenfalls eingeschlagen, doch da er um einiges älter war als ich, hatte er mir einiges voraus. Er war eine charismatische Person, in sich sehr gefestigt. Für manch sensible Menschen war es sicher nicht leicht, mit ihm umzugehen. Ich allerdings habe all die Jahrzehnte über die Freundschaft mit ihm als eine Gnade erfahren. Auch konnte ich viel von ihm lernen, er war eine Art Lehrer für mich.

eclipsed: Daevid sagte uns in einem seiner letzten Interviews, dass er Gilli Smyth getroffen habe, sei das Beste gewesen, was ihm in seinem Leben widerfahren sei. War sie seine große Liebe?

Hillage: Dazu muss man wissen, dass sie als Paar Ende der 70er auseinandergegangen waren, doch bis zu Daevids Tod waren sie eng miteinander verbunden. Sie lebten in Australien fast Tür an Tür. Was sicher auch mit den gemeinsamen Söhnen Taliesin und Orlando zusammenhing. Ich denke, dass Gilli Daevids große Kreativpartnerin war, die Muse für seinen lyrischen Geist.

Lesen Sie mehr im eclipsed Nr. 170 (Mai 2015).