Mit ihrem neuen Studioalbum „Toto XIV“, dem ersten seit neun Jahren, wollen Toto an ihre Großtaten in den Achtzigern anknüpfen. Und auf dem Papier stehen die Chancen dafür nicht schlecht, immerhin befinden sich im aktuellen Line-up drei Gründungsmitglieder sowie Sänger Joseph Williams, der einst die Alben „Fahrenheit“ und „The Seventh One“ veredelte. Dennoch verharrt die US-Band mit ihrem Sound nicht in der Vergangenheit, vielmehr hat sie ein vielschichtiges Werk abgeliefert, das dem Vergleich mit jüngeren Gruppen locker standhält. Doch es könnte ihre letzte Platte gewesen sein.
Seit fast vierzig Jahren sind Toto Garant für Rock der Güteklasse A. Trotz diverser Sängerwechsel, trotz des tragischen Tods von Schlagzeuger Jeff Porcaro und trotz der ALS-Erkrankung von dessen Bruder Mike raffte sich die legendäre AOR-Formation 2010 auf, ihre zweijährige Auszeit zu beenden. „Toto XIV“, der jüngste Studiostreich der begnadeten Musiker, bündelt erneut alle Qualitäten der Gruppe – worauf Gitarrist Steve Lukather und Keyboarder David Paich merklich stolz sind.
eclipsed: Als ihr Toto 2008 aufgelöst habt, schien das das Ende der Band zu sein. Doch zwei Jahre später war die Reunion perfekt. Dennoch war nicht klar, ob ihr noch einmal ein Studioalbum aufnehmen würdet. Wie kam es jetzt dazu?
Steve Lukather: Zunächst kamen wir zusammen, um unserem Bassisten Mike Porcaro zu helfen. Mike ist verheiratet und hat Kinder, die aufs College gehen, aber er kann nicht mehr Bass spielen, um seinen Lebensunterhalt zu bestreiten. Unsere erste Reunion-Tour war sehr erfolgreich, anschließend tourten wir noch Mal. Dann wurden wir von unserer Plattenfirma verklagt, und es hieß: „Ihr schuldet uns noch ein Album!“ Wir waren total überrascht, aber dann sagten wir: „Pfeif drauf! Machen wir einfach diese Platte!“ Wir wussten aber auch, dass sie richtig gut werden musste. Deshalb stellten wir ein paar Regeln auf: Ein klassisches Toto-Album braucht eine hammermäßige Produktion sowie super Songs und tolle Instrumentalbeiträge. Nach einem zweijährigen Rechtsstreit haben wir das Jahr 2015 mit einem neuen Produkt begonnen. Wir sind sehr froh, dass wir eine zweite Chance bekommen haben.
eclipsed: Was hatte zu dem Rechtsstreit geführt?
David Paich: Das Ganze ist etwas seltsam, denn bei Toto lief es die letzten 35 Jahre ziemlich reibungslos. Aber auf einmal fanden wir heraus, dass im Rock’n’Roll-Business zwei Anwälte denselben Vertrag völlig unterschiedlich auslegen können. Deshalb sagte unsere Plattenfirma: „Wir wollen ein weiteres Album von euch, denn hier steht, dass ihr auf unbestimmte Zeit bei uns unterschrieben habt.“ Hatten wir aber nicht! Trotzdem beschlossen wir, dass es am besten sei, einfach eine neue Platte aufzunehmen. Deshalb trafen wir uns vor gut einem Jahr im Studio und begannen Songs zu schreiben. „Great Expectations“ geht sogar noch auf die „Turn Back“-Zeit zurück, aber wir haben es überarbeitet und Teile ergänzt. Es war so, als ob wir gemeinsam ein riesiges Fresko malen würden.