Vulkan im Garten - BETH HART scheint angekommen, dennoch geht ihre Reise ans Ende der Nacht weiter

26. Oktober 2016

Beth Hart

Auch mit ihrem zwölften Studioalbum „Fire On The Floor“ wird Beth Hart ihrem Ruf als Hohepriesterin des weißen Blues gerecht. Die 44-jährige US-Amerikanerin ist einfach eine emotionale Urgewalt, ein nie erlöschender Vulkan. Sie heult, stöhnt und schreit, als ginge es bei jedem Lied um ihr Leben, das einzig aus Schmerz, ungezügelter Lust und Sehnsucht zu bestehen scheint. Die Hart besitzt eine mächtige, unwiderstehliche Stimme, ganz in der Tradition einer Bessie Smith oder Janis Joplin. Mit dieser zieht sie den Hörer schutzlos und unvermittelt in ihren Bann. Im Gespräch nimmt die Kalifornierin gleichfalls auf nichts und niemanden Rücksicht. Am wenigsten auf sich selbst.

eclipsed: Der Begriff „Zuhause“ spielt in vielen deiner Lieder eine zentrale Rolle. Wie definierst du für dich Zuhause?

Beth Hart: Ohne ein Zuhause, also einen Ort, an dem ich mich uneingeschränkt wohlfühle, bin ich nichts. Ich war in den Neunzigern, in meiner schlimmsten Suchtphase, eine Zeitlang obdachlos. So etwas möchte ich nie mehr erleben! Es war die schrecklichste Situation, in der ich je steckte. Und glaube mir, ich habe einigen Mist durchgemacht. Heute bin ich zwar seelisch immer noch etwas labil, doch ich habe Freunde, die mich aus dem Jammertal ziehen, wenn ich es nötig habe. Meine Arbeit wird von immer mehr Menschen respektiert. Und ich habe einen wundervollen Ehemann, der mich liebt und auffängt, wenn ich im tiefen Tal der Depressionen zu versinken drohe. Ansonsten bedeutet für mich Zuhause zum Beispiel, im Garten unseres Hauses zu arbeiten. Etwas Tolles zu kochen. Sehr spießig! (lacht) Aber auf der Bühne und auf Tour fühle ich mich meistens auf andere Art ebenso sicher und geborgen.

eclipsed: Du hast deine neue Platte und einen Song darauf „Fire On The Floor“ genannt. Von welchem Feuer sprichst du hier?

Hart: Das ist ein extrem sexuell aufgeladener Song! Denn neben meinen übersinnlichen Kontakten zu Engeln und Geistern bin ich gleichzeitig ein Mensch, in dessen Dasein Erotik eine entscheidende Rolle spielt. Ich war lange Zeit selbstzerstörerisch, was dieses Thema anbelangt. Inzwischen genieße ich meine offensive Sexualität. Darum geht es in „Fire On The Floor“. Es ist ein positives, kesses Stück.

Lest mehr im eclipsed Nr. 185 (November 2016).