eclipsed Nr. 160 / 5-2014

LED ZEPPELIN
Whole Lotta Phallus

Vor allem war es purer Sex. Neben Jimmy Pages allgegenwärtiger Gitarre und dem urgewaltigen Schlagzeug John Bonhams schien er die treibende Kraft im Kosmos von Led Zeppelin zu sein. Ihr hochpotenter und vor Energie pulsierender Hardrock wirkte auf das Publikum der späten Sechziger- und frühen Siebzigerjahre wie ein dauererigierter Penis.

CARLOS SANTANA
Nummer 4 lebt!

Nach dem kreativen Paukenschlag „Caravanserei“ kam es 1972 zur endgültigen Trennung des klassischen Santana-Line-up. Wobei Carlos Santana weder der Typ ist, der irgendetwas bedauert, noch künstlerische Differenzen aufs Private ausdehnt. So hat er über die Jahre ein freundschaftliches Verhältnis zu seinen einstigen Weggefährten gepflegt: Wo immer er auf frühere Mitglieder seiner Band traf, umarmte er sie herzlich, plauschte mit ihnen und lud sie zu einem gemeinsamen Jam ein.

IAN ANDERSON
Tull grenzenlos

Zum dritten und definitiv letzten Mal nach den beiden „Thick As A Brick“-Alben lässt Ian Anderson mit „Homo Erraticus“ (Review in eclipsed 4/2014) sein Alter Ego Gerald Bostock zu Wort kommen. Dieser bezieht dabei wieder Stellung zu aktuellen politischen und gesellschaftlichen Themen. Warum ihn derzeit besonders das Thema Migration bzw. Immigration umtreibt, erzählt der Jethro-Tull-Chef im eclipsed-Interview.

JACK BRUCE
Unverwüstlich

Jack Bruce hat ein Spätwerk vorgelegt, das unterstreicht, warum der Schotte zu den größten Bassisten und Sängern der Musikgeschichte zählt. „Silver Rails“ pendelt locker zwischen Hardrock, Blues und Jazz und strotzt vor Energie. eclipsed hat den 70-Jährigen auf seinem Landsitz im südenglischen Devon besucht.

TANGERINE DREAM
Phaedra Phierzig Pharewell

Wien, einer der ersten Frühlingstage nach einem milden Winter. In einem altehrwürdigen Café auf dem Ring sitzt der Mann, der vor vierzig Jahren mit „Phaedra“ die Musikgeschichte auf den Kopf gestellt hat. Die Jahre haben ihre Spuren im Gesicht von Edgar Froese hinterlassen, seine unbändige Lust am Fabulieren, Experimentieren und Provozieren hat jedoch keinen Schaden genommen.

DER NEUE KRAUTROCK

Keiner hat eine genaue Definition, aber alle wissen, was gemeint ist, wenn von Krautrock die Rede ist. „Krautrock ist keine Musikrichtung, sondern eine Bezeichnung für eine Phase: 1969 bis 1974“, erklärt Dirk Jan Müller von der Band Electric Orange. „Krautrock kann alles sein. Am spannendsten war er, wenn er nicht angloamerikanisch geprägt war.“

GAZPACHO
Dämonisches Prag

Die Geschichte, die Thomas Anderson zum neuen Album erzählt, klingt aufregend und gruselig. Der Musiker erinnert an einen Märchenonkel, wenn er ansetzt, um uns in die Welt eines Dämons zu geleiten: „Mein Vater hat früher in Prag bei einer internationalen Firma gearbeitet. Dort hat man ihm die Geschichte eines Manuskripts erzählt, das in einer verlassenen Wohnung gefunden worden war: In diesem behauptet ein Mann, viele hundert Jahre alt zu sein und einen Dämon zu jagen, der auf der ganzen Welt sein Unwesen treibt.

MESSENGER
Das Mysterium der Schöpfung

Der Albumtitel „Illusory Blues“ ist vielsagend. Immerhin haben die sieben luftig arrangierten Songs mit Blues herzlich wenig zu tun. Vielmehr will das Kerntrio Khaled Lowe, Barnaby Maddick und Jaime Gomez Arellano mit seiner Musik zeigen, wie man die eigenen Sorgen – den „Blues“ – produktiv nutzen und dadurch neue Kraft schöpfen kann. Ihnen selbst ist das auf eindrucksvolle Weise gelungen.

GOTTHARD
finden zu alter Form zurück und überraschen mit neuen Tönen

Als Gotthard-Frontmann Steve Lee 2010 bei einem Verkehrsunfall in den USA ums Leben kam, mussten die Schweizer Hardrockheroen erst einmal in sich gehen und die eigene Zukunft überdenken. Knapp zwei Jahre später wagten sie mit Sänger Nic Maeder auf „Firebirth“ einen behutsamen Neuanfang, wobei Maeders Gesangstalent bereits zum Vorschein kam.

KARI RUESLATTEN
Kate Bush und Tori Amos in norwegischen Wäldern

In ihrer Heimat Norwegen ist Kari Rueslåtten bereits ein Star. Ihr wird gar nachgesagt, mit der Band The 3rd And The Mortal 1992 noch vor später erfolgreicheren, aber auch kommerzielleren Acts wie Nightwish den Gothic Metal mit Frauengesang begründet zu haben.

THE AFGHAN WHIGS
Der Hindukusch rockt

Reunions scheinen im aktuellen Rockbetrieb an der Tagesordnung. Die Zeiten, in denen Bands wie die Beatles oder Led Zeppelin sich ein für allemal trennten, sind vorbei. Wer heute auseinander geht, kommt auch wieder zusammen, es ist nur eine Frage der Zeit.

ASIA
Altlastenentsorgung

Mit vielen Vorschusslorbeeren starteten Asia 2006 wieder in Originalbesetzung. Also mit John Wetton, Geoff Downes, Carl Palmer und Steve Howe. Immer wieder folgten großartige Liveauftritte auf die drei Studioalben, die das Quartett seitdem einspielte. Doch die Magie von „Asia“ (1982) und „Alpha“ (1983) erreichte das Spitzenpersonal trotz etlicher guter Kompositionen nicht mehr. Der erneute Ausstieg von Howe und die Inthronisierung des Mittzwanzigers Sam Coulson wirkt wie eine überfällige Frischzellenkur.

Für die Newcomer MOTHER’S CAKE läuft’s richtig gut

2008 hat sich das Innsbrucker Trio gegründet, um miteinander funkige, von Hard- und Progressive-Rock geprägte Musik zu schaffen. Yves Krismer (Gesang, Gitarre) und Benedikt Trenkwalder (Bass) haben nach Auskunft von Schlagzeuger Jan Haußels schon von Kindesbeinen an zusammen Musik gemacht, während er erst einen „normaleren“ Weg einschlug.

CHRIS THOMPSON will’s mit neuem Soloalbum noch mal wissen

Christopher Hamlet Thompson ist ein grandioser Rocksänger. Er wurde von Größen wie Jeff Wayne, Mike Oldfield oder Alan Parsons heftig nachgefragt. Dennoch hob seine Solokarriere nach mehreren Aus- und Wiedereinstiegen bei Manfred Mann’s Earth Band aber nie so richtig ab.

Drama pur - Die Geschichte von JACKSON C. FRANK

Frühjahr 1965: Ein schmaler, attraktiver, scheuer Mann ist mit dem Schiff von New York nach England gereist. Er hat einen Koffer voller Bargeld, 110.500 US-Dollar, die er sich von einer Versicherung auszahlen ließ, eine Gitarre und eine betörend sanfte Stimme.