eclipsed Nr. 193 / 9-2017

STEVEN WILSON - Das Popintermezzo

Das Entsetzen war groß: Im Vorfeld seines fünften Soloalbums verkündete Steven Wilson, nicht länger der ungekrönte König des Prog sein zu wollen, sondern, mit fast fünfzig, echte Popstarambitionen zu haben. Und tatsächlich ist „To The Bone“ das bislang kommerziellste und radiofreundlichste Werk seiner Karriere. Nur, dies ist lediglich ein Intermezzo, ein Zwischenspiel, wie das Multitalent beim Ortstermin im heimischen Hemel Hempstead preisgibt.

FAIRPORT CONVENTION - Zehn Jahre kreativer Widerstand

Fairport Convention haben durchgehalten. Ihr Lohn: 2017 feiern sie ihr 50-jähriges Bestehen. Die Folkrockpioniere haben im Laufe ihrer langen Karriere neben großen Erfolgen nicht wenige Rückschläge hinnehmen müssen. Aber sie sind noch da und musikalisch lebendig wie zu ihren Anfangsjahren. Anlässlich ihres Jubiläums ist jetzt die opulente Box „Come All Ye: The First 10 Years“ herausgekommen, die die Hochzeit der Gruppe, die Jahre 1967 bis 1977, dokumentiert.

ELOY - Schwerter, Schlachten und Scheiterhaufen

Immer wieder ließen sich Künstler von der Gestalt Jeanne d’Arcs inspirieren. Auch Frank Bornemann ist fasziniert von Frankreichs Nationalheiliger. Eloys Strippenzieher will mit dem zweiteiligen Werk „The Vision, The Sword And The Pyre“ laut eigenem Bekunden die ganze Wahrheit über die Jungfrau von Orléans erzählen. eclipsed traf sich zu einer aufschlussreichen Geschichtsstunde mit dem Musiker und Produzenten.

THE DREAM SYNDICATE - Neustart im psychedelischen Jazz

Wer kann sich noch an The Dream Syndicate erinnern? Richtig, die nächste Reunion steht an. Die US-amerikanische Band um den charismatischen Meister des provokanten Understatements, Steve Wynn, hat sich auf ihrem neuen Album „How Did I Find Myself Here?“ jedoch etwas Besonderes vorgenommen, nämlich noch mal komplett bei null anzufangen.

THE TANGENT - Anschlag auf den Elfenbeinturm

„Die Welt hat sich verändert, aber nicht die Band“, ist die beinahe trotzige Devise, mit der The Tangent ihr neues, zehntes Studioalbum „The Slow Rust Of Forgotten Machinery“ bewerben. Und weil dem so ist, sind die Engländer eben auch ihren Progwurzeln treu geblieben. Aber inhaltlich äußert sich das Sextett um Mastermind Andy Tillison politisch wie niemals zuvor.

BLIND GUARDIAN - Magie der Fantasie

Wenn Perfektionisten wie Blind Guardian ein neues Livealbum herausbringen, hat das in der Regel wenig mit einem herkömmlichen Konzertmitschnitt zu tun. Aus über sechzig Aufnahmen haben die Krefelder „Live Beyond The Spheres“ zusammengestellt. Ein echter Kraftakt.

ROCKPALAST - 40 Jahre Rocknacht

Die ab 1977 ausgestrahlten Rocknächte und die begleitenden Partys wurden europaweit zum Kult. Auftritte von Rory Gallagher, ZZ Top, Mitch Ryder, Peter Gabriel oder Grateful Dead gelten als legendär. 1986 endete dieses Kapitel zunächst. Die 90er brachten die Rückkehr, doch der Stern schimmerte immer blasser. Nach dem Wechsel in der Verantwortung von Peter Rüchel zu Peter Sommer schaffte es der Rockpalast mit der selbstveranstalten Reihe „Crossroads“ und kleinen mobilen Teams vorwiegend auf den Sommerfestivals als Kultmarke auch in der Neuzeit zu bestehen.

MARILLION - Childhood deluxe

Lange war sie angekündigt, Ende Juli ist sie schließlich erschienen: eine 4CD/DVD-Box der britischen Neoprogpioniere Marillion, die ihrem kommerziellen Höhepunkt „Misplaced Childhood“ gewidmet ist. Angereichert ist das remixte Werk mit allerlei Studioouttakes, dem Audiomitschnitt eines kompletten Konzerts und einer eigens gedrehten Dokumentation. eclipsed sprach mit Fish und Steve Rothery über das Album und dessen spezielle Würdigung als Deluxe-Edition.

Rich Robinson will mit THE MAGPIE SALUTE aus dem Schatten seines Hippie-Bruders treten

Seit 2015 sind The Black Crowes, jene Band, die Gitarrist Rich Robinson Mitte der Achtzigerjahre mit seinem zweieinhalb Jahre älteren Bruder Chris als Sänger gründete und die in den Neunzigerjahren zu einem der wichtigsten Rock-Acts in den USA wurde, Geschichte. Während sein Bruder mit der Band Brotherhood (neues Album: „Barefoot In The Head“; siehe Reviews in dieser Ausgabe) vor allem in den Staaten auf einigen Jamrock-Festivals zwischenzeitlich zu einer großen Nummer wurde, verdingte sich Rich mit seiner Soloband und Soloalben (das letzte war „Flux“, 2016) mehr schlecht als recht in der Szene. Doch nun holt sich der 48-Jährige Verstärkung aus der Black-Crowes-Vergangenheit und startet mit The Magpie Salute ernsthaft durch.

Zwei Bässe sind besser als einer – TRIGGERFINGER wissen warum

Afrikanische Kultmasken plus belgische Anzugtypen sind nicht gerade das, was man unter einer „natürlichen Symbiose“ versteht. Aber wieso nach natürlicher Symbiose streben, wenn man seine eigene kreieren kann?! Und so ist auf dem Cover des neuen Triggerfinger-Albums eine von afrikanischen Masken inspirierte Kopfskulptur zu sehen: „Colossus“. Künstler Victor Robyn formte sie aus Lehm, fotografierte sie, dann kam Photoshop ins Spiel.

RITCHIE BLACKMORE sinniert über zwei Jahrzehnte Blackmore’s Night

Dass er nach zwei Jahrzehnten mit seinem Mittelalterpop-Bandprojekt Blackmore’s Night immer noch aneckt, freut Ritchie Blackmore (72) insgeheim. Damit hatte schließlich niemand gerechnet, dass der Deep-Purple- und Rainbow-Gitarrist der harten, lauten Rockmusik den Rücken kehrt und erst im Herbst seiner Karriere zumindest in Teilzeit dorthin zurückkehrt (dazu mehr im zweiten Teil des Interviews in der kommenden Ausgabe).