Das aktuelle Heft / eclipsed Nr. 257 / 02-24

Der große eclipsed-Jahresrückblick 2023

Angesichts der vielen globalen Krisenherde war 2023 ein Jahr, das man lieber vergessen möchte – in musikalischer Hinsicht fiel es dagegen sehr erfreulich aus. Alte Legenden wie die Rolling Stones, die Beatles und Peter Gabriel meldeten sich auf ganz unterschiedliche Weise zurück. Das alles überstrahlende Album der Rock-Geschichte – Pink Floyds „The Dark Side Of The Moon“ – feierte dagegen seinen 50. Geburtstag und wurde als Boxset sowie als ungewöhnliches Remake gewürdigt. Außerdem beging Musik als physisches Medium, das die Menschen glücklich macht und auch durch schwere Zeiten trägt, gleich ein mehrfaches Jubiläum.

STEVE HACKETT - Krise als Chance

Der ehemalige Genesis-Gitarrist hat sich längst als der produktivste Musiker der Prog-Urväter erwiesen. Nicht nur in Sachen Live-Performances, wo er regelmäßig den alten Genesis-Katalog bespielt („Genesis Revisited“), sondern auch als Solo-Albumkünstler. Nach dem Doppel-Aufschlag von 2021 („Under A Mediterranean Sky“ und „Surrender Of Silence“) legt er nun ein waschechtes Konzeptwerk vor. „The Circus And The Nightwhale“ ist sein persönlichstes Album geworden ...

THE PINEAPPLE THIEF - Über den Zustand der Welt

Eine längere Pause gab es noch nie: Rund dreieinhalb Jahre ist es her, dass mit „Versions Of The Truth“ das letzte Studioalbum mit neuem Material von The Pineapple Thief erschien – ein ernüchterndes Werk über den erschütternden Zustand unserer Welt. Auch auf dem vierten Album seines Projekts mit Drummer Gavin Harrison als regulärem Mitglied hat Gründer Bruce Soord nichts Gutes zu berichten. Trotzdem gibt es für ihn noch ein Fünkchen Hoffnung.

PALLAS - Die Zeit heilt alte Wunden

Mit der Rückkehr von Sänger Alan Reed starten PALLAS auf „The Messenger“ noch einmal durch. Die Neoprog-Institution aus Aberdeen hat gut neun Jahre nach „wearewhoweare“ sechs neue Songs am Start.

CALIGULAʼ S HORSE - 15 Kilo purer Sound

Seit ihrem Debüt „Moments From Ephemeral City“ (2011) haben sich die Australier CALIGULA’S HORSE mit einer ganzen Reihe hochwertiger Alben einen fixen Platz in der Progmetal-Oberliga neben Bands wie Haken, Tesseract und Leprous gesichert. Und auch das inzwischen sechste Album „Charcoal Grace“, ein moderner Hybrid aus Progmetal-Grooves, atmosphärischem New Artrock und einer Prise Alternative, zementiert diesen Anspruch.

GURU GURU - Die Ausdehnung des Universums

Fünf Jahre nach „Rotate“ haben Guru Guru ein neues Werk vorgelegt: „The Incredible Universe Of Guru Guru“ ist das 24. Studioalbum der in den späten 60er-Jahren gegründeten deutschen Rocklegende und beweist eindrucksvoll, dass der Begriff „Krautrock“ viel zu eng ist, um all die Dimensionen zu beschreiben, in die die Band um Schlagzeuger Mani Neumeier in über einem halben Jahrhundert vorgestoßen ist.

NEW MODEL ARMY - Die guten und die bösen Jungs

Nach rund fünf Jahren Studiopause meldet sich die Band um Justin Sullivan mit einem Album zurück, das anders klingt als die der letzten Jahre. New Model Army sind wieder unmittelbarer und direkter, erinnern an ihre Frühphase und experimentieren zugleich mit neuen Sounds. eclipsed sprach mit dem Bandleader über das neue Werk, die Wirkung seiner Songs und den Zustand unserer Welt.

AGITATION FREE - Hippies auf der Seidenstraße

50 Jahre nach „2nd“ hatten wohl nur wenige mit einem weiteren Lebenszeichen jener Band gerechnet, die nach ihrer Auflösung 1974 und einer Reunion 1998 zuletzt 2011 das Livealbum „Shibuya Nights“ veröffentlicht hat. Ende November erschien nun ihr viertes reguläres Studioalbum „Momentum“, eingespielt von vier Musikern, die alle mindestens seit Ende 1973 zu Agitation Free gehören bzw. gehörten.

MOTT THE HOOPLE - Eine unendliche Geschichte

Für eine Band, die praktisch seit rund 47 Jahren Geschichte ist und oft als Bowie-Marionette belächelt wurde, sind Mott The Hoople immer noch sehr gut im Geschäft. Das zeigt auch das jüngst erschienene Boxset zum 50-jährigen Jubiläum des 1972er Albumklassikers „All The Young Dudes“, das auch Anlass für eines der seltenen Interviews mit Mastermind Ian Hunter war.

Bluesrocker KENNY WAYNE SHEPHERD befindet sich im kreativen Rausch

Kenny Wayne Shepherd war noch keine 20 Jahre alt, da hatten sich seine beiden ersten Alben „Ledbetter Heights“ (1995) und „Trouble Is…“ (1997) schon jeweils über eine Million Mal in den USA verkauft. Für einen Bluesrocker absolut bemerkenswert! Nun, als 46-Jähriger, weiß er, dass diese Verkaufszahlen nicht mehr zu erreichen sind, weil es den Musikmarkt dafür einfach nicht mehr gibt. Populär ist er aber auch heute noch ...

SAXONs Biff Byford ist kein Mann der vielen Worte, aber immer gut für ein gutes Album

Wie muss man sich ein Zoom-Interview mit jemandem wie Biff Byford vorstellen? Sprühen da die Funken, sitzt da jemand, der einem in den höchsten Tönen von seinem neuen Album vorschwärmen will? Nein: Biff, inzwischen 73 und mit einem überlebten Herzinfarkt vor einigen Jahren, ist noch tiefenentspannter als in den bisher knapp fünf Jahrzehnten seiner Karriere.

Auf seinem zweiten Album „Wall Of Eyes“ wirft das Trio THE SMILE endgültig alten Ballast ab

Würde sich eine deutsche Band Das Lächeln nennen, nähme sie wohl kaum jemand ernst. Im Englischen funktioniert das besser, und man fragt sich, warum niemand früher auf den unfassbar belanglosen, aber nichtsdestoweniger naheliegenden Bandnamen The Smile gekommen ist. Doch vielleicht liegt ja gerade in dieser falschen Fährte die Herausforderung, der sich die drei Protagonisten hinter diesem Bandnamen annehmen. Die Namen Thom Yorke und Jonny Greenwood sind untrennbar mit Radiohead verbunden. Dritter im Bunde ist Schlagzeuger Tom Skinner, der aus einer ganz anderen, aber nicht weniger komplexen Ecke der progressiven britischen Musiklandschaft kommt.

MITCH RYDER und ENGERLING feiern Jubiläum mit großer Tour und neuem Live-Doppelalbum

Donnerwetter! Ist es wirklich schon 30 Jahre her, dass die Zusammenarbeit von Mitch Ryder mit der Ost-Berliner Band Engerling begann? Mittlerweile sind die einflussreiche Rock-Legende aus Detroit und die deutsche Band so eng zusammengewachsen, wie das nur geht. Auf ihre jährliche kräftezehrende Winter-Tour durch die Clubs wollen aber weder die Musiker noch ihre getreue Fan-Gemeinde verzichten.

Der Brite BILL RYDER-JONES begibt sich auf eine melancholische und mystische Reise

Hierzulande mag der Name Bill Ryder-Jones noch wenig bekannt sein, doch in seiner Heimat ist der 40-jährige Brite eine große Nummer, und sein neues Album „lechyd Da“ wurde sehnsüchtig erwartet. Dies liegt nicht zuletzt daran, dass Ryder-Jones zu den Gründungsmitgliedern der gleichfalls im Vereinigten Königreich sehr populären Psych-Merseyside-Band The Coral gehörte, die er nach ihrem fünften Album „Roots & Echoes“ verlassen hat, um eine Solokarriere zu starten.

Hinter TEMIC verbirgt sich eine neue Konstellation gestandener Prog-Routiniers

Eine Band ins Leben zu rufen bedeutet jede Menge Arbeit, jede Menge Entscheidungen. Wie soll das Kind heißen? Wie sieht die musikalische Ausrichtung aus? Wer soll mit von der Partie sein? Was sind die Markenzeichen? Im Falle von Temic gab es einen Faktor, der all das erleichterte: Hinter der Band stecken erfahrene alte Hasen. Die Keimzelle bilden Eric Gillette, der den meisten als Gitarrist an der Seite von Neal Morse bekannt sein dürfte, und Diego Tejeida, langjähriger Haken-Keyboarder und seit 2019 bei Devin Townsend. Beide waren sie bei Mike Portnoy’s Shattered Fortress aktiv und beschlossen, irgendwann gemeinsam neue Musik in Angriff zu nehmen. Als die Pandemie zuschlug, bot sich endlich die Möglichkeit.

... und VIELES mehr!