BORIS - Noise

Kategorie: CD-Reviews | Genre: Noise, Artrock | Heft: Jahrgang 2014, eclipsed Nr. 162 / 7-8-2014 | VÖ-Jahr: 2014 | Wertung: 8/10 | Label: Sargent House | Autor: BSV


Boris haben schon des Öfteren Angst und Schrecken verbreitet. Mit extremer Hardcore-Avantgarde, mit Sounds, die jenseits der Schmerzgrenze liegen. Wie radikal sie aber auch waren, stets haben sie Wert auf den künstlerischen Ausdruck gelegt. Doch der – hey, Boris sind Japaner! – war nicht immer leicht zu ertragen oder wenigstens nachzuvollziehen. Auf mehr als zwanzig Alben haben Boris, die sich nach einem Song der Melvins benannt haben, ihre Grenzen immer wieder gesprengt. Das neue Album „Noise“ könnte nicht treffender betitelt sein, scheint es doch die Essenz aller „Geräusche“ der 1992 gegründeten Truppe zu kumulieren. „Noise“ ist seinem Titel zum Trotz ohne Mühe erträglich, ja geradezu überraschend eingängig, natürlich immer wieder mit Widerhaken und Borsten. All das tut dem Album gut. Das tut auch Boris gut, denn vielleicht erlangen die Japaner bei uns so die Reputation, die ihnen längst zusteht. Und zwar ohne künstlerische Kompromisse eingehen zu müssen. Der Opener „Melody“ ist ein für sie typischer extremer, schneller, schriller Rocker, in dem es nur so kracht. Punk meets Heavy Rock. Ebenso der zweite Track „Vanilla“. Doch schon in „Ghost Of Romance“ wird das Tempo gedrosselt, bis die Maschinen fast zum Stillstand kommen. Ein glitzerndes Gitarrendröhnen wird geradezu bissig, bis all die Gitarren in zähen Artrock übergehen. Die seltsame Magie dieses Tracks wird noch von „Heavy Rain“ getoppt, in dem sich eine kindliche Frauenstimme und wuchtige, aber langsame Grooves mit den Gitarren zu gigantischen Sounds auftürmen. Das kurze „Taiyo No Baka“ ist eine Indie-Karikatur, und in der Kakofonie „Quicksilver“ sind Boris einfach von allen guten Geistern verlassen. Konkurrenzloses Highlight indes ist „Angel“: ein neunzehn Minuten langer, hochgradig dynamischer Artrocktrip voller Gitarrenwände.

Top-Track: Angel

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