DEEP PURPLE - NOW What?!

Kategorie: CD-Reviews | Genre: Classic Rock | Heft: Jahrgang 2013, eclipsed Nr. 150 / 5-2013 | VÖ-Jahr: 2013 | Wertung: 7/10, Album des Monats | Label: Ear | Autor: ML


Ein neues Deep-Purple-Studioalbum ist immer ein Ereignis für ein Rockmagazin. Vor allem dann, wenn es ihr erstes seit acht Jahren, seit „Rapture Of The Deep“, ist und dazu noch das erste seit 17 Jahren, seit „Purpendicluar“, das den CDPlayer nicht schon nach drei Pflichtdurchgängen verlässt. „NOW What?!“ ist eine gelungene Platte, die ganz sicher den Alltagstest bestehen wird, aber sie kann ebenso selbstverständlich nicht mit den ganz großen Werken dieser nach wie vor außergewöhnlichen Band mithalten. Dreh- und Angelpunkt auf „NOW What?!“ ist Keyboarder Don Airey. Der vielgereiste Brite hatte vor elf Jahren den Platz von Jon Lord übernommen. Seit einigen Jahren ist er live zusammen mit Ian Paice der auffälligste Akteur, und diesen Trumpf spielt er bei fast jedem der elf neuen Tracks aus. Einige Songs scheinen gar um ein Airey-Solo herum drapiert. Andererseits profitiert der 64-Jährige davon, dass Purple die neuen Stücke bei Jamsessions erarbeitet haben und Don somit als spielerisch-kreativer Aktivposten im Mittelpunkt des Geschehens steht. Dazu funktioniert die Rhythmuscrew mit Roger Glover und Paice auf höchstem Niveau, während Gitarrist Steve Morse unterdessen zumeist unauffällig agiert. Und leider merkt man Ian Gillan inzwischen selbst im Studio sein Alter an. Die Songwriter-Credits teilen sich alle Musiker brüderlich mit Starproduzent Bob Ezrin (Alice Cooper, Pink Floyd, Kiss, Lou Reed, Peter Gabriel u. a.). Besonders stark scheint Ezrins Einfluss beim letzten Track des Albums gewesen zu sein. „Vincent Price“ klingt so, als sei es bei den „Welcome 2 My Nightmare“-Sessions von Alice Cooper unvollendet liegengeblieben. Zweifelsohne drücken Purple jedem Song ihren Sound auf. Während „Vincent Price“ dies ausnehmend gut tut, hätte sich die Gruppe bei „Blood From A Stone“ mit ihren Trademarks zurückhalten sollen. Dieses Nick-Cave-meets-Lou-Reed-meets-Eric-Burdon- Stück bedurfte nicht unbedingt des klassischen Purple-Sound-Stempels. Ebenso ungewohnt, aber passend und gut integriert, sind dagegen die Emerson,-Lake- &-Palmer-Anklänge bei „Uncommon Man“. Sogar Emersons vorheriger Truppe The Nice werden bei „Après Vous“ ein paar Soundzitate entnommen. Über weite Strecken klingt „NOW What?!“, als hätten Deep Purple auf der Basis von „Perfect Strangers“ einige „In Rock“-Überbleibsel mit eingebaut. Gleich die ersten drei Songs, „A Simple Song“, „Weirdistan“ und „Out Of Hand“, werden so zu klassischem Purple-Material, das so auf künftigen Setlists landen könnte und sollte. Zu befürchten ist allerdings, dass der schwächste Track „Hell To Pay“ dies auch schafft.

Top-Track: Vincent Price

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