Kategorie: CD-Reviews | Genre: Stoner/Desertrock | Heft: Jahrgang 2013, eclipsed Nr. 153 / 9-2013 | VÖ-Jahr: 2013 | Wertung: 8/10 | Label: Noisolution | Autor: ML
William Kellys Organ durchschneidet den Opener „Long Gone“ mit einer Schärfe, die angenehm an den jungen Ozzy Osbourne erinnert. Drei Alben hat das Quartett aus Baltimore inzwischen auf dem Buckel. Bei den ersten beiden Alben schienen sie auf der Suche nach der eigenen Identität. Getreu dem Motto „Der Weg ist das Ziel“ zogen sie sich dabei achtbar aus der Affäre. The Doors lagen auf ihrer Reiseroute genauso wie die frühen Floyd oder Danzig. Mit „Lowlands“ sind sie nun angekommen. Doch wo genau? Vielleicht am Grab von Edgar Allan Poe, der in ihrer Heimatstadt verstarb. „Smile“ hat den Irrwitz des Gruselbarden verinnerlicht. Der Track scheint nie wirklich in die Gänge zu kommen, und am Ende des Tracks merkt man erst, dass es einzig darum ging: nicht in die Gänge zu kommen. Je länger sich die CD im Player dreht, desto zäher erscheint die Klangmasse, und Kelly nimmt sich immer mehr zurück. Dass er eine dreiviertel Stunde präsent bleibt, dafür hat er auf den ersten Tracks des Albums gesorgt. Sein Gesang tendiert im Verlaufe von „Lowlands“ immer mehr zu einem Amalgam der Timbres von Jim Morrison und Chris Cornell. Mit anderen Worten: Kelly ist über jeden Zweifel erhaben, der Mann kann zitieren, ohne zu kopieren. Und das trifft auf die gesamte Band zu. Wunderbarsten Desert-Rock bietet der Titeltrack. Er erzielt Wirkung, obwohl er gar nicht so direkt rüberkommt wie die restlichen Nummern. Andererseits kann man die neun Stücke der Mittzwanziger nicht über einen Kamm scheren, sie bieten trotz ihrer Wucht und Zähflüssigkeit genügend spielerischen Freiraum. The Flying Eyes haben sich die Deutungshoheit über ihren Sound mit „Lowlands“ gesichert. Gitarrist/Organist Adam Bufano, Bassist McLean Hewitt und Schlagzeuger Elias Schutzman agieren mit einer Selbstverständlichkeit, die keine Coolness-Posen benötigt.
Top-Track: Comfort Machine