GONG - I See You

Kategorie: CD-Reviews | Genre: Prog, Jazz/Jazzrock/Fusion, Psychedelic/Space Rock | Heft: Jahrgang 2014, eclipsed Nr. 166 / 12-2014 | VÖ-Jahr: 2014 | Wertung: 8/10 | Label: Madfish | Autor: MaB


2014 hätte für den Gong-Chefstrategen Daevid Allen leicht zum Annus horribilis werden können. Im März wurde an seinem Hals eine Zyste entdeckt, die schließlich als Krebsgeschwulst diagnostiziert wurde. Infolgedessen musste sich der 76-Jährige, der sich wenig später auch noch den Arm brach, mehreren Operationen unterziehen, aufgrund derer er bis Jahresende auf jegliche Konzertaktivitäten verzichten musste. Laut eigener Aussage befindet er sich auf dem Weg der Genesung. Dass der gebürtige Australier nicht den Mut verliert, liegt sicher auch am zwölften Gong-Studioalbum „I See You“, mit dem sich die Band fünf Jahre nach „2032“ zurückmeldet. Mit Gitarrist Kavus Torabi (Knifeworld) und Saxofonist/Flötist Ian East hat Allen fähige neue Mitstreiter um sich versammelt, die am Schlagzeug von seinem Sohn Orlando vortrefflich angetrieben werden. Indem Allen die „I See You“-Thematik geschickt auf das ganze Album verteilt, entsteht der Eindruck eines in sich stimmigen Werks, das nur gegen Ende ein wenig ausfranst. Ansonsten ist musikalisch alles im grünen Bereich: „I See You“ streift nebenbei den Jazzrock-/Fusionbereich und „Occupy“ lässt sich am besten als „Hardcore-Prog“ bezeichnen, wobei ein erbarmungsloses Gitarrenriff, wilde Bläserattacken und kämpferische „Occupy“-Chants in ein wunderbares Saxofonsolo übergehen. Psychedelischer wird es bei „The Eternal Wheel Spins“. Syllabub“ könnte auch dem Kreativfundus Frank Zappas entsprungen sein. Natürlich kommt der Humor nicht zu kurz („Pixielation“). Und im hörspielartigen „This Revolution“ präsentiert sich der Allzeithippie mit der Wortgewandtheit eines Rappers, der die Revolution nicht im Fernsehen oder in Apps, sondern im eigenen Kopf verortet. Recht hat er!

Top-Track: Occupy

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