Kategorie: CD-Reviews | Genre: Psychedelic/Space Rock, Krautrock, Jazz/Jazzrock/Fusion | Heft: Jahrgang 2013, eclipsed Nr. 151 / 6-2013 | VÖ-Jahr: 2013 | Wertung: 8/10 | Label: Headspin | Autor: MaB
Coveralben dienen nicht selten dazu, mit einer vorhersehbaren Titelauswahl die Wartezeit zwischen zwei Veröffentlichungen zu verkürzen. Ganz andere Motive verfolgt der 43-jährige Schwede Goran Kajfeš mit dem Instrumentalwerk „The Reason Why Vol. 1“, das er zusammen mit seinem spielfreudigen Subtropic Arkestra aufgenommen hat. Statt sich auf abgedroschene Rockund Jazzstandards zu verlassen, griff der Sohn kroatischer Eltern (sein Vater war Pianist beim Zagreb Jazz Quartet) ganz tief in seine Plattensammlung und stellte ein abenteuerliches Programm zusammen, das über eine Länge von 49 Minuten stilistische und kulturelle Grenzen spielend überwindet. Bei „Yakar Inceden Inceden“ (im Original vom türkischen Kultmusiker Edip Akbayram) hangeln sich Kajfeš und seine Kollegen im 5/8-Takt durch ein engmaschiges Geflecht aus Wah-Wah-Gitarre, schrammeliger Westerngitarre und quirliger Querflöte, zu dem Orgel und Bläser als Kontrapunkt gesetzt werden. Und als wäre dies allein nicht genug, gibt es als Dreingabe noch ein schmatzendes Schweineorgelsolo, bei dem man sogar Gitarrendetonationen zu vernehmen glaubt. Fans des schwedischen Prog kommen bei „Storstad“ von 70s-Tastenvirtuose Bo Hansson auf ihre Kosten: Mit Latin- und Fusionsounds erzeugt das muntere Ensemble ein kosmopolitisches Großstadtfeeling, bei dem die Bläserarrangements immer schön durchsichtig bleiben. Nicht mal vor Vertretern des modernen Psychedelic Rock machen Kajfeš und sein Team von versierten Jazzmusikern halt: Das flotte „Desire Be, Desire Go“ von den Australiern Tame Impala gewinnt hier noch an Format, indem sowohl der Schmackes- als auch der Poesiefaktor betont werden. „The Reason Why Vol. 1“ bleibt zwar nah an den Vorlagen (u. a. Cluster und Soft Machine), ist aber aufgrund von deren Obskurität eine grandiose Entdeckungsreise.
Top-Track: Yakar Inceden Inceden