PHILIP SAYCE - Steamroller

Kategorie: CD-Reviews | Genre: Blues/Bluesrock | Heft: Jahrgang 2012, eclipsed Nr. 138 / 3-2012 | VÖ-Jahr: 2012 | Wertung: 8/10 | Label: Provogue | Autor: MB


Wie Joe Bonamassa und Kenny Wayne Shepherd gehört auch Philip Sayce zu einer neuen Gitarristengeneration, die die Tradition des Blues auf beeindruckend frische Weise ins Hier und Jetzt transportiert. Dabei ist der in Kanada aufgewachsene Waliser mit seinem dritten vollwertigen Studioalbum (mit gerade mal fünf neuen Kompositionen fiel „Ruby Electric“ im letzten Jahr eher nicht in diese Kategorie) so nah an seinen Wurzeln wie selten zuvor. Trotzdem ist der vor allem von Jimi Hendrix und Stevie Ray Vaughan beeinflusste Stil des 35-Jährigen auch diesmal längst nicht nur für Bluespuristen interessant. Eine gehörige Portion Pop gehört ebenso zum Sound des Fender-Mannes, weshalb auch der Vergleich mit den stilsicheren Kompositionen eines Lenny Kravitz (etwa bei der Zuckerballade „Marigold“) nicht zu weit hergeholt ist. Auch gesanglich ist Sayce näher an der Phrasierung und Stimmlage des US-Stars, als ihm am Ende vielleicht selber lieb ist. Die Lehrjahre als Sidekick von Melissa Etheridge (eine sogar Oscar-geadelte Zusammenarbeit!) und Jeff Healey kann und will Sayce ebenfalls nicht verleugnen. Den Popappeal schraubt er auf „Steamroller“ jedoch ein wenig zurück. Fügt man diesem Spannungsfeld noch eine Portion britischen Bluesrock (Clapton, Beck, Page) hinzu, ist man der musikalischen Wahrheit dieser gewichtigen Platte schon sehr nahe gekommen. Fans von Bonamassa, Shepherd, Pat Travers, Walter Trout, Frank Marino oder Robin Trower sollten Sayce daher spätestens jetzt in den Kreis der Erlauchten aufnehmen: Das Energiebündel ist – nicht zuletzt live – ein echtes Ereignis.

Top-Track: Steamroller

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