Ein Album von Ryley Walker auszupacken ist immer ein wenig, wie ein Weihnachtsgeschenk vom Geschenkpapier zu befreien. Wer Walker mag, der weiß, dass er nicht enttäuscht werden kann, und doch ist es stets absolut offen, was genau in der Verpackung wartet. Zurzeit hat Ryley gleich zwei neue Alben am Start, das Song-Album „Course In Fable“ auf seinem eigenen neuen Label Husky Pants und ein Drone-Album mit dem Chicagoer Dauer-Innovator David Grubbs.
Gut 20 Jahre ist es her, da war Chicago ein Mekka der genreübergreifenden Metamusik. Bands und Projekte wie Tortoise, Eleventh Dream Day, Town & Country, Isotope 217, The Sea And Cake, Gastr del Sol, Red Red Meat oder The Red Crayola fanden immer neue Kombinationen aus Rock, Jazz, Neuer Musik, Techno, freier Improvisation, Country, Blues und vielem mehr. Aus reiner Hilflosigkeit erfand man für diesen Mix damals die Begriffskrücke Post-Rock. Der Sänger, Gitarrist und Songwriter Ryley Walker ist eine Generation jünger als die Musiker der genannten Projekte, aber genau an deren Ästhetik will er anschließen. Die neun Songs seines neuen Albums schlagen verblüffende, oft keiner offensichtlichen Logik folgende Brücken zwischen all den genannten Aggregatzuständen. „Ich orientierte mich stark an Bands wie The Red Crayola, Gastr del Sol, Isotope 217 oder den frühen Tortoise“, bestätigt Walker seine groß angelegte Klangverwirrung.
Es wirkt, als würde der kompletten neuen Platte nur ein einziger Ton zugrunde liegen, auf dem sich alle Songs entrollen. Dass es der neuen CD des Chicagoers an jener spontanen Wildheit und unbedarften Unschuld fehlt, die das Vorgängerwerk „Primrose Green“ ausgezeichnet hat, fällt sofort ins Ohr.
Es ist, als sei die Zeit 1969/70 stehengeblieben oder besser: als habe sie jemand zurückgedreht. Auf einen Augenblick in der Geschichte, als eine Reihe brillanter Musiker die englische Folkszene neu belebte. Und genau so klingt der 25-jährige US-Amerikaner Ryley Walker: very, very British. Dabei trieb sich der Mann aus dem Mittleren Westen zunächst in der Noise-Szene Chicagos herum.
Es passiert nicht so oft, dass man eine CD einlegt und alles stehen und liegen lässt, mit dem man gerade beschäftigt ist. Ryley Walkers „Primrose Green“ ist ein Kandidat für einen derartigen Kontrollverlust, denn ein solches Album hat es schon lange nicht mehr gegeben. Es baut aus alten Tugenden der freien Improvisation eine völlig neue Variante von Folk. Aber der junge Singer-Songwriter aus Chicago steht mit beiden Beinen auch in ganz unterschiedlichen Traditionen.
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