Mit „Here Be Dragons“ veröffentlicht die illustre, international besetzte Power-Metal-Truppe um Mastermind Tobias Sammet ihr neuntes Studioalbum. Erneut lädt dieser darauf zu einer fantasieanregenden Reise durch seine Gefühls- und Gedankenwelt ein. Trotz der Drachen im Titel und auf dem Cover habe das Album nichts mit Fantasy zu tun, erklärt der vielseitige Musiker. Im eclipsed-Interview erzählt er außerdem, wie er den Tod von Magnum-Gitarrist Tony Clarkin musikalisch verarbeitet hat und warum er mit der jetzigen Besetzung von Avantasia wunschlos glücklich ist.
eclipsed: Was hat dich zu dem neuen Album inspiriert?
Tobias Sammet: Alles, was ich schreibe, entspringt meinem Gefühlsleben, meiner Wahrnehmung, meinen Bedürfnissen, meinen Gedanken, den Dingen, die mich belasten, den Dingen, die mich erfreuen, dem, was mit diesen Gedanken passiert, wenn ich in bestimmten Umgebungen bin. Ich versuche schon, meine Gedanken in schöne und auch fantastische Geschichten zu verpacken, den Hörer mitzunehmen auf eine Reise in eine andere Welt, ihn aus der Realität herauszuholen. Das ist aber kein purer Eskapismus.
eclipsed: Was ist anders im Vergleich zu den Vorgängern?
Sammet: Die letzten beiden Platten waren aus der persönlichen Situation heraus ein bisschen düsterer, und die neue Platte ist vielleicht ein bisschen frecher, freier, frischer, unbeschwerter von der Leber weg. Es ist ein nicht „zerdachtes“, sehr natürliches, sehr leichtfüßiges Album. Hm, wenn ich das so sage, klingt das nach lustigen Melodien. Das wird der Sache nicht gerecht, es ist natürlich trotzdem melancholisch an vielen Stellen. Aber es ist ein unbeschwerteres Album. Ich bin da auch nicht mit dem Vorsatz rangegangen, eine Rockoper zu schreiben oder mich einem Konzept zu unterwerfen – wofür Avantasia ja mal bekannt geworden ist, gerade in den Anfangsjahren. Das kann manchmal ein ganz guter Kompass sein und einem helfen, fokussiert in eine Richtung zu schreiben. Es kann einen aber auch manchmal einengen, wie ein zu enges Korsett wirken. Das wollte ich bei diesem Album nicht.
eclipsed: Was hat es mit dem Titel auf sich?
Sammet: „Here Be Dragons“ ist ein Begriff von einer alten Seekarte, der auf unerforschtes Gebiet hinweist: „Hier könnte es alles geben“ – und genau so, mit dieser Abenteuerlust und nicht genau wissend, was am Ende herauskommen würde, habe ich mich, ohne vorher einen großen Plan zu machen, in die Arbeit gestürzt. Das ist dabei herausgekommen. Es ist ein sehr kurzweiliges Album, trotzdem wirkt alles sehr zusammengehörig. Es wirkt fast schon konzeptuell, weil sich alles schon in einer Welt bewegt, die sehr typisch für Avantasia ist. Da bin ich auch glücklich drüber, denn es zeigt mir, dass Avantasia eine eigene DNA hat. Ich habe darauf vertraut, dass genau das eintritt, wenn ich meiner Intuition freien Lauf lasse und einfach drauflos werkle.