Auf „Earthly Powers“ beweisen Phillip Boa And The Voodooclub einmal mehr ihr Händchen für innovative Sounds und wunderbar eingängige Melodien. Auch reitet die Indie-Ikone trotz des Abschieds von Co-Sängerin Pia Lund im Jahr 2014 seit einigen Jahren wieder auf einer Welle der Anerkennung: Die Konzerte sind gut besucht, die Alben können sich mit Boas Klassikern aus den frühen Neunzigern messen. Wir trafen den deutschen Kosmopoliten zu einem Gespräch über Gegenwart und Vergangenheit.
eclipsed: Du warst zuletzt wieder sehr aktiv: alle zwei Jahre ein neues Album, dazu 2016 eine CD-Retrospektive, davor das Unplugged-Album. Hast du das Gefühl, das Boa-Erbe an eine jüngere Generation weiterzugeben und dich gleichzeitig weiterzuentwickeln?
Phillip Boa: Ob ich mein Erbe weitergebe? Nein, glaube ich nicht. Seien wir ehrlich, die jungen Leute interessieren sich für eine andere Art von Musik und fangen jetzt nicht an, mich zu entdecken. Außerdem ist mir das egal, mir geht es vielmehr darum, mich weiterzuentwickeln. Und ich habe einen Lauf, die Konzerte sind wieder sehr gut besucht, und die Platten klingen wieder richtig toll. Es gab da eine Phase, so zwischen 2000 und 2010, da war das nicht so, da habe ich einfach – wenn auch auf hohem Niveau – weitergemacht. Aber es gab keine Entwicklung. Versteh’ mich nicht falsch, ich stehe zu jedem einzelnen Song, den ich geschrieben habe, aber die Band war nicht immer so inspiriert. Und ich auch nicht auf dem hohen Level, das ich von mir erwarte.
eclipsed: Die neue Platte klingt frisch, spannend und vor allem sehr detailverliebt. Wie hast du sie aufgenommen?
Boa: So, wie ich das schon immer gemacht habe, ich kann gar nicht anders Platten aufnehmen, etwa allein zuhause auf dem Laptop. Ich brauche ein richtiges Studio, ein hochwertiges Mischpult, einen guten Produzenten und fähige Musiker. Ich sehe mich ja weniger als brillanten Musiker denn als Regisseur. Ich habe ein gutes Ohr für den Sound und kann mich nur in der richtigen Umgebung verwirklichen. Ich lege auch Wert darauf, mit richtig guten Leuten zusammenzuarbeiten, auch beim Mix. Eroc mischt ja immer noch häufig meine Sachen, früher war es Tony Visconti, mit dem ich übrigens unheimlich gerne mal wieder arbeiten würde.
eclipsed: Und dein besonderes Gespür für wunderbar eingängige Melodien, das dich seit jeher begleitet, hat dich auch bei „Earthly Powers“ nicht verlassen…
Boa: Eingängige Melodien schreiben kann ich einfach. Und glaub mir, das ist ein Segen, aber gleichzeitig meine größte Angst. Es ist schon so oft vorgekommen, dass die Plattenfirma sich sofort auf diese Melodien gestürzt hat, weil sie immer gleich den Hit sah. Ich will aber keinesfalls ein Hitlieferant sein.