Mit ihrem Debüt „Shake Your Money Maker“ starteten The Black Crowes 1990 furios ins neue Jahrzehnt. Etwas verspätet erscheint nun zum 30-jährigen Jubiläum eine limitierte Deluxe-Ausgabe inklusive Single-B-Seiten sowie bislang unveröffentlichten Studio- und Liveaufnahmen.
Mit dem immensen Erfolg von „Shake Your Money Maker“ war seinerzeit keineswegs zu rechnen, setzten die Brüder Chris und Rich Robinson damit doch auf die pure Kraft des Rock’n’Roll, obwohl der musikalische Zeitgeist zwischen ausklingendem 80er-Pop und dem sich bereits abzeichnenden Grunge ganz anders gepolt war. Im Gespräch mit eclipsed erinnert sich Chris Robinson an die Produktion dieses Klassikers des rifforientierten Boogie-Rock, der bis heute nichts von seiner Kraft und Eindringlichkeit eingebüßt hat.
eclipsed: „Shake Your Money Maker“ hat auch nach 30 Jahren nichts von seiner Lebendigkeit verloren.
Chris Robinson: Wenn man das Album heute hört, kann man glatt den ganzen Schrecken der letzten zwölf Monate vergessen. Auch für Rich und mich hat sich die Magie dieses Albums sofort wieder offenbart. Natürlich kommen da viele Erinnerungen hoch, gute wie schlechte, aber wenn sich der Staub legt, sind es einfach wir beide, die die Band gestartet haben. Es mag wie ein Klischee klingen, aber den Kreis zu schließen und zu dieser Zeit zurückzukehren, gab uns eine ganz andere Perspektive auf die Bedeutung all dessen. Wir haben 30 Jahre lang versucht, dem Erfolg des ersten Albums zu entkommen und etwas komplett anderes zu machen. Mit der Platte selbst haben wir uns nie wieder beschäftigt. Umso mehr war es etwas ganz Besonderes, das jetzt nach 30 Jahren zu tun.
eclipsed: Wie fühlt es sich aber an, euch selbst in einem 31 Jahre alten Spiegel zu betrachten?
Robinson: In dieser Hinsicht haben wir George Drakoulias unendlich viel zu verdanken. Er sah uns, glaubte sofort an uns und zwang uns, besser zu werden und tiefer in unser Songwriting einzutauchen. So unterschiedlich Rich und ich sind, teilten wir stets den festen Glauben an eine bestimmte unverfälschte Art des Rock’n’Roll. Wir hatten schon erheblichen Respekt vor diesem Schritt. Wir wussten, dass wir viel Kritik einstecken würden für eine Platte, die einfach nicht nach den 1980er-Jahren oder dem neuen Ding klang, das sich kurz darauf als Grunge Bahn brach. Wir hatten unseren eigenen Drum- und Gitarrensound, sangen anders. Damals dachten wir noch nicht in solchen Kategorien, aber wir hofften, etwas Zeitloses zu machen.
eclipsed: Das ist euch gelungen: Das Album ist Teil des unendlichen Kontinuums des relevanten Boogie- und Blues-Riff-Rock.
Robinson: Das ist sicher richtig, aber ein guter Song ist eben auch immer ein guter Song. Das waren ja die ersten ernsthaften Songs, die Rich und ich überhaupt geschrieben haben. Zwar hatten wir auch schon zuvor Songs geschrieben, aber das war eben nur für unser Publikum in Atlanta. Plötzlich schrieben wir Songs, die Menschen in Berlin, Belgien, Frankreich, England und auf der ganzen Welt hören würden. Gleichwohl hatten wir keinerlei Ahnung von dem uns bevorstehenden Erfolg. Aber wir wussten: Wir machten eine Platte, und die musste dem Vergleich mit all unseren Lieblingskünstlern standhalten.