COLOUR HAZE - „Es geht uns darum, neue, ungehörte, originelle Musik zu spielen“

16. April 2020

Colour Haze

COLOUR HAZE - „Es geht uns darum, neue, ungehörte, originelle Musik zu spielen“

Colour Haze sind ein Phänomen. Seit Jahren liefert die Münchener Stonerrock-Band beständig Werke von hoher Qualität ab, setzt durch neue Facetten immer wieder neue Maßstäbe in diesem Genre. Das ist auch beim 13. Studioalbum „We Are“ nicht anders, auf dem ein Keyboard das künstlerische und klangliche Spektrum zusätzlich erweitert. Auch nach mehr als 25 Jahren scheint die Gruppe noch lange nicht am Ende ihrer Möglichkeiten angelangt zu sein.

Zwischen Vorbereitungen für die anstehende Tour (zwölf Shows an zwölf aufeinanderfolgenden Tagen ab Ende März), der Beschäftigung mit der limitierten Vinyl-Edition von „We Are“ und all den weiteren Aufgaben als Chef von Elektrohasch Records und Sänger und Gitarrist von Colour Haze fand Stefan Koglek Zeit, eclipsed Rede und Antwort zum neuen Album zu stehen.

eclipsed: Ihr habt „We Are“ live im Studio eingespielt. Was versprecht ihr euch von diesem Ansatz?

Stefan Koglek: Wir denken, es ist am wichtigsten, dass die Musik den Zuhörer wirklich berührt. Daher versuchen wir seit jeher im Studio einen besonderen, magischen Moment einzufangen. Da unsere Musik nicht nur von der Dynamik in der Lautstärke, sondern auch von der Dynamik in der Geschwindigkeit lebt, ist für uns nur die Liveaufnahme eine Option – alle zusammen mit ihren Instrumenten in einem Raum. Der Gesang und weitere Elemente werden natürlich danach extra aufgenommen. Den Nachteil, dass wir spielerische Unsauberkeiten nicht einfach – wie heute üblich – rauseditieren können, nehmen wir gerne in Kauf. Ich empfinde die digital zurechtgeschnittene Perfektion vieler heutiger Produktionen auch als steril und unmusikalisch. Das Manko, dass eine sehr laute und dynamische Rockband in einem Raum aufnahmetechnisch die größte Schwierigkeit und in der Abmischung viele Einschränkungen bedeutet, macht für mich die Atmosphäre so einer Aufnahme wett.

eclipsed: Ihr habt mal wieder – wie auch schon auf den letzten Alben – eure musikalischen Fühler in neue Richtungen ausgestreckt. Ich meine, etwas Jazz zu hören und ein bisschen Trip-Rock. Wie findet ihr diese neuen Facetten? Wie kommen diese Strömungen in eure Musik? 

Koglek: Wir denken über so was nicht nach. Es geht uns darum, neue, ungehörte, originelle Musik zu spielen, die eine eigene Notwendigkeit und Berechtigung hat. Und da wir ein bisschen was können und wissen, arbeiten wir tonal und strukturell in einem breiten Spektrum. Dies allerdings nicht als Selbstzweck, sondern immer im Dienste der Musik. Dadurch und durch den „konservativen“ Klang unserer Instrumente „verklausulieren“ sich diese Feinheiten vielleicht zu Rockmusik mit diesem oder jenem Einfluss. Und manchmal macht es dann auch Spaß, einen ganz einfachen Song zu spielen.

eclipsed: Ich habe gar nicht mitbekommen, dass Jan Faszbender schon seit 2018 festes Mitglied bei euch ist. Wie kam es zu dem Entschluss, einen Keyboarder fest an Bord zu nehmen?

Koglek: Was Philipp [Rasthofer, Bassist, Anm.], Mani [Merwald, Schlagzeuger, Anm.] und ich aufgebaut haben, hat als Band große Kraft, da ist es für weitere Musiker schwer, einen Platz zu finden. Dennoch war unsere Musik seit Langem „größer“ gedacht, als wir sie als Trio spielen konnten. Mancher mag zum Beispiel meine Melodiekonstruktionen als Gitarrensologetue missverstanden haben. Das kommt mit einem zusätzlichen harmonischen Unter- oder melodischen Überbau jetzt besser rüber. Ich mag es den Leuten gerne leichter machen, die Musik zu genießen. Wir sind auch immer hungrig, uns weiterzuentwickeln. Zusätzlicher Input wurde so immer willkommener. Unter all diesen Aspekten ist Jan für uns eine große Bereicherung. Das wird jetzt erst richtig interessant. Dennoch wird es auch immer wieder Auftritte in der Triobesetzung geben.

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