Weiter geht es bei dem so ungleichen Zweier: Der introvertierte Sound-Tüftler Andreas Hack aus Bayreuth und der extrovertierte Sänger, Gitarrist und Haupttexter Paul Sadler aus Manchester legen mit „Memento Vivere“ ihr nächstes Werk nach dem vielbeachteten Debüt von 2022 vor. Dabei hört man noch mehr als beim Erstling die sehr unterschiedlichen musikalischen Sozialisationen der beiden. Der Oberfranke ist Mitbegründer der Folkprog-Band Frequency Drift. Der Nordengländer ist Frontmann der Doom-Metaller Spires. Zusammen nennen sie sich seit ihrer Gründung 2022 Haven Of Echoes. Neben den beiden Fernbeziehungs-Künstlern ist erneut auch Nerissa Schwarz mit der elektronischen Harfe an Bord, die dem dichten Klanggewitter mal Fragilität, mal Brachialität verpasst. Der 40-jährige Sadler schwärmt am Telefon von diesem akustischen Mikrokosmos.
eclipsed: Andreas Hack und du, ihr habt euch über die sozialen Medien kennengelernt, eure beiden bisherigen Alben sind in einem deutschen und einem englischen Studio entstanden. Kennt ihr euch mittlerweile persönlich?
Paul Sadler: Wir sind uns nach wie vor nicht über den Weg gelaufen. Stattdessen kommunizieren wir vorrangig über Skype. Andreas schickt mir Rhythmen und Melodien. Die verfeinere ich dann mit Gesang, Gitarrenspiel und Texten. Im Anschluss finalisieren wir das Ganze, was meist recht flott geht. Insofern verbindet uns keine Freundschaft im klassischen Sinn. Stattdessen basiert alles auf Respekt vor der Arbeit des Gegenübers. Nur wenn wir mal Konzerte geben sollten, kommen wir ohne direkte Begegnung Auge in Auge nicht mehr aus … (lacht)
eclipsed: Kannst du als Mann der Metal-Szene überhaupt etwas mit den Folk-orientierten Klängen von Frequency Drift anfangen?
Sadler: Ich kannte die Musik der Band schon lange, bevor mir Andreas begegnete. Und ich weiß sie seit jeher absolut zu schätzen. Mein Job ist es nun, diesen etwas kauzigen Klängen Härte und Fokussiertheit beizubringen. Speziell auf der neuen Scheibe ist das recht gut gelungen. Ich nenne unseren Sound „Folk Metal“. Außerdem sind wir zwei seit jeher tief in der Prog-Szene verankert, bei uns ist ein Stück kaum kürzer als zehn Minuten. Dadurch genehmigen wir uns mehr Spielraum als etwa eine Pop-Combo.
