„Es ist ziemlich laut hier“, entschuldigt sich Schlagzeuger Sean Moore gleich zu Beginn des Telefonats. Im neuen Studio der Band werde gerade gebaut. Tatsächlich hämmert und bohrt es im Hintergrund. Angesichts des ungeschriebenen Gesetzes der Manic Street Preachers, einem konventionelleren Album stets ein experimentelles folgen zu lassen, liegt allerdings die Frage buchstäblich in der Luft, ob die Geräuschkulisse nicht auch Inspiration für das nächste Werk sein könnte. „Warum eigentlich nicht?“, entgegnet Moore lachend. „In den 80ern habe ich sehr viel Einstürzende Neubauten gehört, die habe ich richtig geliebt. Vielleicht sollten wir wirklich mal über einen neuen Sound nachdenken!“
Auf ihrem gerade veröffentlichten Werk „Resistance Is Futile“ leben die Waliser allerdings wieder ihre melodischere Seite aus. Das heißt: viele Keyboardflächen, noch mehr Pathos und immer wieder einnehmende Melodien, intoniert von der kraftvollen, jedoch stets auch etwas verletzlich klingenden Stimme James Dean Bradfields. „Wir sind nach der langen Pause ohne Konzept ins Studio gegangen. Bei anderen Alben wollten wir ja in eine bestimmte, oft auch unorthodoxe Richtung. Im Fall von ‚Resistance Is Futile‘ haben wir uns dafür entschieden, einfach mal alles geschehen zu lassen. Man könnte also schon sagen, dass wir unseren Stammsound weiterentwickelt haben.“
Texter und Bassist Nicky Wire hatte vorab schon erzählt, der Titel des Albums beziehe sich weniger auf den martialisch wirkenden Samurai auf dem Cover als auf die Kraft der Melodien, gegen die man erst gar nicht versuchen sollte, Widerstand zu leisten. Doch auch wenn die Platte hier und da etwas süßlich klingt, hat die Band nichts von ihrer kämpferischen, kompromisslosen Haltung verloren. „Ja, es stimmt, dass das Album musikalisch konventioneller geworden ist, aber das ist bei uns ja immer der Trick“, ergänzt Moore. „Wir laden die Hörer ein, sich mit dem auseinanderzusetzen, was uns bewegt und inspiriert, sei es Kunst, Musik, Film, Literatur oder eben auch Politik. Das verarbeiten wir dann in den Texten. Wer sich intensiver mit den Songs beschäftigen will, kann das tun und wird darin hoffentlich viel Inspirierendes finden. Wer ihnen nur oberflächlich lauschen will, kommt aber auch auf seine Kosten.“