Die Musikkommune LORD’S FAMILY erfährt nach fast fünf Jahrzehnten eine späte Würdigung

24. September 2019

Lord's Family

Die Musikkommune LORD’S FAMILY erfährt nach fast fünf Jahrzehnten eine späte Würdigung

Die Idee kam von jenseits des Atlantiks: Junge Frauen und Männer jeder Hautfarbe, Musiker, Studenten, Schüler, Lehrlinge und junge Arbeiter, viele mit christlichem Hintergrund, suchten auf dem Land Lebensformen jenseits der Wohlstandsgesellschaft – solche Hippie-Kommunen wurden vor allem durch den Film „Easy Rider“ und das Woodstock-Festival motiviert. Eine von ihnen, Lord's Family aus dem oberbayerischen Beilngries, erfährt jetzt eine späte Würdigung: Bei Sireena Records erschien die 10-Inch-Scheibe „Innere Musik“ mit sechs Titeln (s. „News From The Past“, Heft 212), die im Domizil des Kollektivs, einem Jagdschloss im Altmühltal, entstanden sind.

Die Geburtsstunde dieser Krautrock-/Psychedelic-Formation schlug 1970 in einer Wohngemeinschaft in Nürnberg. Sepp Kuffer, Keyboarder und Grafiker der bayerischen Hippies, hat 2018 einen Film über die Geschichte der jungen Frauen und Männer ins Internet gestellt. Er erinnert sich: „Die Rockmusik als Ausdrucksform und Träger alternativer Kultur . . . explodierte in einem kreativen Schub sondergleichen. Auch dies war ein amerikanischer Traum, aber nicht von Skylines und Highways, sondern von einer neuen Kultur selbst erwählter Armut und spirituellen Landlebens.“ Die Musik von Crosby, Stills & Nash sei ihre Inspiration gewesen, der Traum von biologischem Anbau auf dem Land und einer basisdemokratischen, antiautoritären und mystischen Lebensweise ihr Antrieb: „Die neuen Gesetze, die Jimi Hendrix' ost-westliche Gitarrenriffs und Alan Ginsbergs Rezitationen in unsere hungrigen Herzen schrieben, etwas Archaisches, Heidnisches, Verrücktes haftete dieser Kultur an.“

Nach dem Umzug lebten in dem Jagdschlösschen, das dem reichen Onkel eines Gruppenmitglieds gehörte, über 20 „Mönche in Jeans“, wie sie von den Medien getauft wurden, „beeinflusst von christlicher Mystik und östlicher Spiritualität“. Kuffer: „Wir bastelten alle an Stücken, an Songs, an Texten, an mehrstimmigen Sätzen, und bald zeigten sich die verschiedenen Talente und Begabungen. Ali war ein Songschreiber, Georg neigte zu recht monumentalen Arrangements aus verschiedenen zusammengesetzten Teilen, ich schrieb mehrstimmige Sätze zu diesen Stücken.“ Ergänzend zur Musik lief bei den Auftritten ein Film, den Gitarrist Alfons Schmid produziert hatte. 

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