ERIK COHEN - Brett vorm Kopf

2. Mai 2023

Erik Cohen Smoke Blow

ERIK COHEN - Brett vorm Kopf

Erik Cohen kombiniert auch auf seinem fünften Album „True Blue“ auf lässige Art und Weise Breitbein-Rock, Metal, Punk, und NDW-Vibes. Dank seiner schnoddrigen Texte kann als einer der Erben Udo Lindenbergs im Kosmos deutschsprachiger Rockmusik gelten.

Mittlerweile ist Erik Cohen mindestens genauso prominent wie Daniel Geigers anderes Alter Ego, Smoke-Blow-Sänger Jack Letten. Der Ohrwurm „Reeperbahn“ wurde unlängst für die ARD-Doku „Neonstaub“ verwendet, die den Kiez im Wandel der Zeit beleuchtet. Ein Gespräch über musikalische Visionen, Edelholzfurnier und die Kraft des Rock’n’Roll.

eclipsed: Du bist in deinem Hauptjob ja Erzieher. Wie verträgt sich das mit deinem „Zweitjob“ als wilder Rocker?

Erik Cohen: Ich trenne das im Grunde relativ strikt, wenngleich mich die Arbeit mit Kindern sicher auch ein Stück weit inspiriert und mir gelegentlich hilft, einen unverbrauchten, neugierigen Blick auf Dinge zu werfen und mich auszuprobieren. Dazu erdet es mich sicherlich auch recht gut, seit jeher quasi in zwei Welten unterwegs zu sein. Im Alltag interessiert es niemanden, wenn ich am Wochenende eine super Show in einem vollen Club abgeliefert habe. (lacht)

eclipsed: Wie würdest du die Entwicklung deines Stils als „Erik Cohen“ beschreiben?

Cohen: Die ersten drei Alben sind zusammengenommen so etwas wie meine episodenhafte Reise zum neuen künstlerischen Ich. Ich habe mich Stück für Stück ausprobiert und wollte dabei möglichst viele Facetten der Rockmusik zeigen und mir im Flow so was wie ein musikalisches Gesamtprofil erarbeiten. Über diese Album-Trilogie habe ich viel neues Selbstvertrauen erlangt, was dann in das Album „Northern Soul“ mündete. „True Blue“ soll diesen Prozess nun fortsetzen und dabei noch mehr Bandbreite präsentieren: viele musikalische Stilmittel möglichst organisch verbinden, in Rockmusik aufgehen lassen und auf Album-Ebene ein durchgehend angenehmes Hörgefühl schaffen, das sich nicht schnell abnutzt.

eclipsed: Im ersten Track auf dem neuen Album besingst du den „Gelsenkirchener Barock“ in einem Song, der von deiner wilden Jugend und der Kraft des Rock’n’Roll erzählt.

Cohen: Der Song ist eine Hommage an Bands wie Social Distortion, eine Art „Working Class“-Rocker, für den ich einen für mich passenden, nicht typisch deutsch und hölzern klingenden Aufhänger suchte. Ich wollte ein rebellisches „Mit dem Kopf durch die Wand“-Feeling transportieren, das auch mich in gewisser Hinsicht gut repräsentiert. Ich bin so vielleicht etwas unfreiwillig auf etwas typisch Deutsch-Hölzernes gestoßen und hab’ es mehr oder minder umgedreht. Das passte aber auch zu dem leicht Ironischen, das dem Begriff „Gelsenkirchener Barock“ anhaftet.

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