Rein instrumentale Klangwolken durch den Äther zu schicken ist eine Tradition, die man im Psychedelic-Metier, aber auch bei Space-, Stoner- und Postrock häufig findet. Das deutsche Trio Fogdriver aus Giengen/Heidenheim navigiert, wie der Name schon sagt, zielsicher durch diese musikalischen Nebelschwaden und kombiniert Klangzutaten all dieser Genres in seiner fluffig-treibenden Mucke, ausschließlich ohne Worte. Wir befragten die Band – David (Gitarre), Jogi (Bass, Synthesizer, Samples), Otis (Schlagzeug) und Tanja (Visuals) – zu ihrer Herkunft, ihrem Stil, dem aktuellen Album „Dancing Fire“ und dessen Hintergründen wie auch zu ihrem Live-Ansatz.
eclipsed: Erzählt mal, wie ihr als Band zusammengefunden habt …
Jogi: David und ich kamen 2014 zusammen. Wir lernten uns kennen, weil unsere Kinder zusammen zur Schule gingen.
David: Anfangs wollten wir eigentlich nur so gelegenheitsmäßig zusammen Musik machen. Dabei haben wir dann schnell gemerkt, dass das mit uns gut klappt.
Jogi: David hörte früher instrumentalen HipHop. Ich hörte jahrelang Punk, Hardcore und ähnlichen schlimmen Krach, hatte aber zu diesem Zeitpunkt selbst keine Lust mehr auf Gesang. Und so hatten wir beide, unabhängig voneinander, die Idee, instrumentale Musik zu machen. Entspannt sollte sie sein, wir wollten niemandem etwas beweisen müssen. Einfach nur Spaß haben und schauen, wohin es geht. Schon beim ersten Treffen mit Bass und Gitarre merkten wir sofort, dass das harmoniert. Unser erster Drummer hat sich 2019 verabschiedet, bis zu diesem Zeitpunkt spielten wir nur eine Handvoll Konzerte. Dann kam Otis in die Band – und die Pandemie. Live ging es erst danach richtig los.
eclipsed: „Dancing Fire” ist eure dritte Scheibe. Wie seid ihr da rangegangen?
David: Unser Debüt kam Ende 2021 raus und ein Live-Tape 2023. Über die Zeit hatten wir dann wieder eine Reihe unveröffentlichter Tracks, die wir verfügbar machen wollten. Das Debüt „Fogdriver“ gibt es ja ausschließlich als CD. Außerdem haben wir immer wieder Fragen nach einem Release auf Vinyl bekommen. Da schien es für uns nur folgerichtig, nun auch eine LP aufzunehmen.
Jogi: In unserem Proberaum ist immer alles so verkabelt, dass wir jederzeit aufnehmen können. Wir haben also einfach ein passendes Wochenende festgelegt. Da klappte dann der First Take eines Songs so gut, dass er es gleich aufs Album geschafft hat. Das hat uns selbst überrascht.
Tanja: Eigentlich war das bereits die zweite Aufnahmesession! (lacht) Nachdem bei der ersten die Gitarre auf das Effektboard gekracht ist und das Display kaputt war, wurden die zuvor bereits aufgenommenen Songs aber nicht weiterverfolgt.
eclipsed: Wo habt ihr anders als beim Debüt gearbeitet?
David: Wir haben inzwischen etwas mehr Erfahrung mit dem Aufnehmen im Proberaum. Das Mixen und Mastern der Tracks ging uns auch leichter von der Hand.
Otis: Und wir haben ein paar neue Schlagzeug-Mikros gekauft! (lacht)
Jogi: Ansonsten wie immer: David mixt, wir anderen hören, vergleichen, immer wieder auch auf anderen Anlagen und Boxen, kritisieren, machen Vorschläge, bis es für jeden passt. Das Mastering für Vinyl haben wir von einem Profi machen lassen, alles andere haben wir wie immer selbst gemacht.
eclipsed: Euren Stil beschreibt ihr als „spacerock, psychedelic postrock, deserttunes or whatever …“ Sicherlich gibt es als reine Instrumentalband Vorbilder von euch, oder?
David: Natürlich hat es mir der gesamte instrumentale Stoner-Bereich angetan. Die Großen sind da für mich Tuber, My Sleeping Karma, aber auch Mogwai. Als „Vorbildbands“ würde ich das aber weniger bezeichnen. Es ist so, dass es uns eigentlich ziemlich egal ist, in welche Schublade wir gesteckt werden, manchmal bekommen wir zu hören, dass wir nach dieser oder jener Band klingen, das ist aber weder beabsichtigt, noch teilen wir diese Meinungen. Jeder hört da irgendwie was anderes raus, und das ist auch vollkommen in Ordnung so.
Otis: My Sleeping Karma und King Buffalo sind meine größten Einflüsse. Ob instrumental oder mit Gesang.
Jogi: Mir ist klar, dass sich diese Begriffe irgendwo in unserer Musik widerspiegeln. Es ist aber tatsächlich so, dass ich zu Beginn von Fogdriver keine Ahnung hatte, dass es so viele instrumentale Stoner-, Psychedelic- und Postrock-Bands gibt. Ich hatte keinerlei Berührungspunkte damit und bin dementsprechend auch nicht aus dieser Ecke beeinflusst. Ich hatte vorher zusammen mit Tanja 15 Jahre lang in einer HC/Crustpunk-Band gespielt, danach 11 weitere in einer Industrial-Band. Die einzigen Stoner-Rock-Bands, die ich vor Fogdriver hörte, waren Kyuss, Sleep und OM. In der Zwischenzeit hat sich das geändert. Ich habe auch die frühen Pink-Floyd-Platten wiederentdeckt, die ich schon als Kind bei meinen älteren Brüdern hörte – oder die frühen YES-Platten –, und manchmal fragt man sich, warum man bestimmte Bands nicht schon vor 20 Jahren entdeckt hat. Musikalisch gesehen sind wir kaum an solistischen Einlagen interessiert. Für uns steht immer der Song im Mittelpunkt. Uns ist es wichtiger, bestimmte Stimmungen und Gefühle zu erzeugen, als nur eine „Stimme“ in den Vordergrund zu stellen. Daher ist es uns auch wichtig, im Mix jedes Instrument gleichberechtigt darzustellen. Daher würde ich für mich Neurosis als größten Einfluss nennen, auch wenn das musikalisch eher nicht zu hören ist.
Das komplette Interview ist Teil des Online- Abos, siehe www.eclipsed.de/de/abo