Darf ich was vorsingen?“ heißt die soeben erschienene Autobiografie der deutschen Ausnahmesängerin Inga Rumpf. Anlass sind 75 Lebensjahre und rund 55 Jahre als Musikerin. Gleichzeitig gibt es auf einem Jubiläums-CD-Doppeldecker neue Musik von der Rock- und Soulröhre: „Universe Of Dreams“ ist ein nagelneues Studioalbum, auf „Hidden Tracks“ wurden vergrabene Schätze aus den Archiven gehoben. Gern haben wir die Chance ergriffen, damit die nach wie vor vitale Hamburger Seemannstochter per Zoom-Interview auch uns aus ihrem reichen Leben erzählt. Schließlich kreuzten auch prominente Künstler und Bands wie Udo Lindenberg, Tina Turner, die Rolling Stones und BAP ihren Weg.
eclipsed: Was ist dein erstes Bild im Kopf, wenn du an 75 Lebensjahre und über ein halbes Jahrhundert Karriere als Musikerin denkst?
Inga Rumpf: Ich hab ja schon im Alter von vier Jahren mit Singen fünf Mark verdient (lacht). Da wusste ich dann, wo die Reise hingeht. Ansonsten immer die Minuten voller Nervosität vor einem Auftritt, um dann auf der Bühne ein tolles Konzert zu geben. Ich brenne immer noch für das, was ich mache.
eclipsed: Wie kam es zu dem Jubiläums-Album mit Cracks wie dem bekannten Session-Drummer Martin Ditcham oder Gitarrist Larry Campbell aus Bob Dylans Band?
Rumpf: Ich hatte da gar nichts geplant, außer dem Archiv-Album, doch mein Produzent Dieter Krauthausen meinte: „So kommst du mir nicht davon.“ Also hab ich dann in meinen unvollendeten Songs gestöbert und auch ganz neue geschrieben, dazu Gitarre oder Piano gespielt und das dem Dieter geschickt, damit all die internationalen Musiker dazu spielen.
eclipsed: Es vermittelt einen guten Eindruck deiner musikalischen Handschrift zwischen R&B, Rock, Blues und Soul. „I Wrote A Letter“ gabst du 1981 Tina Turner – warum hast du es jetzt selbst aufgenommen?
Rumpf: Das war ebenfalls Dieters Idee, dann fiel mir dazu dieses langsame bluesige Arrangement ein, und das passt gut zum Liebesschmerz dieses Stücks.
eclipsed: Du wirst ja immer als Sängerin gesehen. Du bist aber auch Musikerin und Songschreiberin.
Rumpf: Ja, ich will meine Songs ja auch vermitteln, da muss man natürlich was spielen können. Wir waren eine sehr arme Familie, aber als dann mit sieben Jahren eine Gitarre unterm Weihnachtsbaum lag, wusste ich: Jetzt geht mein Leben los ...