Nicht jeder Musiker lebt in Saus und Braus. Bestes Beispiel: Der 45-jährige Jonathan Jeremiah aus dem Nordwesten der britischen Hauptstadt. Jeremiah fährt Bus und Bahn, lebt von Luft und Liebe und macht großartige epische Alben mit einem Mini-Budget. So auch sein sechstes Werk „We Come Alive“.
eclipsed: Jonathan, erkläre uns deine Faszination für Orchester-Pop?
Jonathan Jeremiah: Es ist ein unglaubliches Erlebnis, mit einem Ensemble zu arbeiten. Da wird dir schlagartig bewusst, wie schön Musik sein kann. Und ich habe mein ganzes Leben versucht, Schönheit zu finden. Was wohl daran liegt, dass ich mit einer Menge Beton aufgewachsen bin. Dann habe ich die Musik meiner Eltern entdeckt: Serge Gainsbourg, John Barry, Nick Drake – Sachen, die deinen Geist erweitern.
eclipsed: Mehr als Rockmusik?
Jeremiah: Definitiv. Mit 22 stand ich total auf Rock. Aber irgendwann hat es mich nur noch krank gemacht, Fotos von alten Männern zu sehen, die mit ihrem Lamborghini posieren. Da frage ich mich: „Ist es das, wofür Rock steht – für reinen Materialismus?“ Da folge ich lieber den Visionen, die ich in meinem Kopf entwickle – egal, wie man sie beschreiben würde. Ich habe zum Beispiel gerade beim North Sea Jazz Festival gespielt, obwohl ich keinen Jazz mache. Ich verstehe mich nicht als Teil eines Genres. Ich mache nur mein Ding.
eclipsed: Der Albumtitel „We Come Alive“ klingt nach Aufbruchstimmung. Geht es dir um ein positives Statement?
Jeremiah: Irgendwie schon. Ich finde, diese Zeit ist so Gainsbourg, John Barry, Nick Drake – Sachen, die deinen Geist erweitern.