KATE BUSH - Versuchsobjekt Popmusik

30. November 2018

Kate Bush

KATE BUSH - Versuchsobjekt Popmusik

Kate Bush, im Juli 60 geworden, ist eine der innovativsten, experimentierfreudigsten und einflussreichsten Künstlerinnen der Popgeschichte. Ihre Karriere ist geprägt von unorthodoxen Entscheidungen, dem Drang nach künstlerischer Freiheit und gleichzeitig vom Bedürfnis, sich der Öffentlichkeit zu verschließen. Die englische Künstlerin ist verschroben, sie hat die Grenzen der Popmusik verschoben und gesprengt und dabei trotzdem ein Gefühl für die Verkaufbarkeit ihrer Musik bewahrt. Anlässlich des Re-Release ihres Gesamtwerks betrachten wir das experimentelle Moment der Catherine Bush, CBE.

„Nick, können wir das Schlagzeug so klingen lassen wie ferne Kanonen, die auf der anderen Seite des Tals zu vernehmen sind?“ Kate Bush hatte im Jahr 1981 für ihr viertes Album „The Dreaming“ die volle Kontrolle über den Aufnahmeprozess übernommen und konfrontierte ihren Tontechniker Nick Launay mit immer ungewöhnlicheren Forderungen. Der tat sein Bestes, um den Wünschen seiner Auftraggeberin zu entsprechen: „Wir stellten daraufhin dreieinhalb Meter breite Röhren aus gewelltem Stahl in verschiedenen Abständen zueinander auf und installierten darin Mikrofone“, erinnert er sich. Beim Donovan-Track „Lord Of The Reedy River“ (B-Seite der ersten Single „Sat In Your Lap“) wollte Bush klingen, als treibe sie in einem Fluss, „also ging sie in den Keller, da war ein altes Schwimmbecken, in dem sich noch ein wenig Wasser befand, und nahm dort den Gesang auf“.

Das Ergebnis der sich über Monate hinziehenden Aufnahmen war eines der seltsamsten, experimentellsten Alben der Popgeschichte. Bis heute ringen Fans und Kritiker um den künstlerischen Wert von „The Dreaming“ – ist es ein Meisterwerk oder hat sie unterwegs völlig den Faden verloren? Doch in einem sind sie sich einig: Das Album steht stellvertretend für die künstlerische Vision der Kate Bush; es ist unorthodox, furchtlos, akribisch, innovationsfreudig. „Eine Menge Leute werden es hören“, so Bush kurz vor der Veröffentlichung, „und ein gewisser Prozentsatz davon wird sich die Zeit nehmen und die Mühe machen, es zu verstehen.“

Die 1958 geborene Catherine Bush entstammt einer kunstliebenden Familie. Ihr Bruder John Carder Bush hat mehrere Lyrikbände veröffentlicht, ihr Bruder Paddy Bush ist Musiker und und sammelt seltene Instrumente, die er auch immer wieder auf Platten seiner Schwester verwendet hat. Von Kindesbeinen an spielte Kate Klavier und sang dazu. Einer von John Carders Freunden war ein gewisser David Gilmour. Dieser war tief beeindruckt von dem Talent der Siebzehnjährigen und nahm ein paar Stücke mit ihr auf. Doch Gilmour und die Familie waren sich einig, dass Kate erst reifen sollte – als Mensch wie als Musikerin. So machte sie zunächst ihren Schulabschluss und feilte an ihren Songs und ihrer Performance. Als Verehrerin von David Bowie und Roxy Music war Kate Bush schon früh klar, dass die Performance ein zentrales Element ihrer Kunst sein würde. So nahm sie etwa Tanzunterricht bei dem berühmten Choreografen und Pantomimen Lindsay Kemp, der schon Bowie unterrichtet hatte. „Sie war klein und schüchtern“, wusste Kemp über die Elevin zu berichten. „Ich habe sie erst nach über einem Dutzend Stunden bemerkt – die Klassen waren riesig –, aber dann ist sie mir deutlich aufgefallen. Sie gab alles und liebte die Dramatik.“

Schon in diesen frühen Jahren zeigte sich bei aller Akribie in der Karriereplanung, dass Kate Bush ihre Kunst vorsichtig und abseits der Öffentlichkeit gedeihen ließ – ein wichtiges Charakteristikum ihrer unorthodoxen Karriere.

 

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