KING CRIMSON - Half A Century Schizoid Man

15. April 2019

King Crimson

KING CRIMSON - Half A Century Schizoid Man

50 Jahre King Crimson! Ein Jubiläum, das Respekt abverlangt: weil sich das einzigartige Projekt um Mastermind Robert Fripp seit seiner Gründung immer wieder neu erfunden hat – ohne Rücksicht auf musikalische Trends oder Befindlichkeiten einzelner Mitglieder. Und auch die Erwartungen ihrer Fans hat es dabei mehr als einmal unterlaufen. Gemeinsam mit aktuellen Bandmitgliedern und einem ehemaligen Akteur versuchen wir im Folgenden, das Phänomen King Crimson zu fassen zu kriegen.

Kenner von King Crimson teilen die lange Karriere der Band üblicherweise in verschiedene Phasen ein. Tatsächlich gibt es nur wenige andere Rock-Acts, bei denen historische Marker so angebracht sind wie bei der von Robert Fripp geführten Formation. Das einzige konstante Mitglied hat dem Unternehmen immer wieder radikale Kurs- und Personalwechsel verordnet. Die Folge: Sound und Wesen der Band veränderten sich jedes Mal entscheidend. Zu Beginn der Siebziger fand die personelle Umstrukturierung noch mehr oder weniger unfreiwillig statt. Irgendwann vollzogen sich diese jedoch aufgrund künstlerischer Notwendigkeiten. So wollte Fripp sein Produkt frisch und offen für neue Ideen halten.

King Crimson gingen 1969 aus dem Trio Giles, Giles & Fripp hervor. Gitarrist Robert Fripp und Schlagzeuger Michael Giles holten sich Bassist/Sänger Greg Lake und Flötist/Keyboarder Ian McDonald an die Seite. Zusammen spielten sie das wegweisende Debütalbum „In The Court Of The Crimson King“ ein. Fripps wichtigster Kreativpartner war allerdings Peter Sinfield. Der 25-Jährige schrieb die Texte zu der ungewöhnlichen Musik und war für die Lightshow der Konzerte verantwortlich. Fripp und Sinfield waren die Bandleader (und strichen folgerichtig den größten Anteil der Gage ein). Ihre Partnerschaft hielt vier Alben lang, dann sah Fripp das Kreativkonstrukt als ausgereizt an und setzte Sinfield, der zum Leidwesen Fripps inzwischen auch das Artwork an sich gerissen hatte, vor die Tür.

Doch bereits in den Jahren zuvor hatte es Querelen in der Gruppe gegeben. Keine der ersten vier LPs wurde im selben Line-up eingespielt. Dennoch gelten diese heute als Klassiker des frühen Progressive Rock. Am Ende der gemeinsamen Reise von Fripp und Sinfiled stand 1971 „Islands“. Nicht nur Sinfield, auch Mel Collins, der neue Mann an den Blasinstrumenten, drängte sich hier in den Vordergrund. Unterstützt von seinen Bandkollegen wollte Collins den Crimson-Sound stärker am spirituellen Funkjazz eines Miles Davis ausrichten, wie auf „Islands“ zu hören ist. Fripp hingegen hatte einen verschrobenen, komplexen Heavysound im Sinn, den er mit dem ewigen work in progress „Larks’ Tongues In Aspic“ umsetzen wollte. Als er erkannte, dass er diese Vision mit diesen Mitmusikern nicht umsetzen konnte, löste er das bestehende Line-up kurzerhand auf und suchte sich neue Leute. „Ich wollte schon, dass sie ihre eigenen Ideen und Songs einbringen“, so der als Diktator verschriene Fripp, „doch wenn etwas nicht das Crimson-Gen hat, taugt es eben nicht für Crimson.“

Mit Yes-Schlagzeuger Bill Bruford, Family-Bassist John Wetton, dem anarchischen Perkussionisten Jamie Muir und Geiger David Cross ging Fripp neue Wege und führte die Band in ihre zweite Phase (nachdem die erste gerade mal ein paar Wochen zuvor zu Ende gegangen war). Vor allem Muir fügte sich bestens ein. Der Schotte bot auf der Bühne eine wilde Show (womit er seine Mitmusiker in den Wahnsinn trieb und im Überschwang Fripp einmal versehentlich fast mit einer Eisenkette erschlagen hätte). Wichtiger aber war, dass er Bruford ständig forderte: „Ich musste immer auf das regieren, was er da Anarchisches auf seinem zusammengeschusterten Set machte“, so Bruford. „Das war etwas völlig Neues für mich und hat mein Spiel maßgeblich beeinflusst.“ Doch Muir stieg schon nach einem Album und ein paar Konzerten wieder aus, um sich allein der Meditation zu widmen. Ein Weg, so ungewöhnlich wie der Musiker selbst.

Lest mehr im aktuellen Heft ...