THE KINKS - Die Könige des sozialkritischen Konzeptalbums

4. April 2023

The Kinks

THE KINKS - Die Könige des sozialkritischen Konzeptalbums

Im Grunde gab es Mitte der 1960er Jahre in Großbritannien drei große Bands: die Beatles, die Rolling Stones und … die Kinks. Während die ersten beiden immer noch die klangvollsten Namen der Rockhistorie sind, ist die Bekanntheit der Kinks etwas verblasst. Dabei ist die Band um die ewig zankenden Brüder Ray und Dave Davies beileibe kein reines Sixties-Phänomen, sondern sie hat bis zu ihrer Auflösung Mitte der 1990er eine wechselhafte Karriere hingelegt. Nun erscheint zum 60.  Jubiläum mit „The Journey Part 1“ eine neue Compilation. Wir sprachen mit dem seit seinem Schlaganfall im Jahr 2004 hinsichtlich seines Sprachzentrums hörbar angeschlagenen 76-jährigen Dave Davies über die Karriere der Gruppe.

Ihr Name ist gleichzeitig ein Paronym von „The Kings“ und ein Verweis auf den Slang-Ausdruck „kinky“, was seinerzeit üblicherweise mit den Begriffen „pervers“ oder „schrullig“ übersetzt wurde. Ihren ersten großen Hit hatte die 1963 von den Brüdern Davies gegründete Band 1964 mit ihrer dritten Single „You Really Got Me“. In den folgenden Jahren wuchsen die Kinks dank einer Reihe erfolgreicher Singles  – „All Day And All Of The Night“, „Sunny Afternoon“ oder „Dead End Street“ – zu einer der größten Bands der 60er heran. „Es war eine spannende Szene“, erinnert sich Dave Davies heute. „Wir hatten natürlich viel mit den anderen Bands zu tun, aber die Beatles hatten, glaube ich, Angst vor uns. Warum das so war, weiß ich nicht so genau, vielleicht meinten sie, dass wir in ihrem Revier wildern würden. Wir haben uns damals aber sehr gut mit den Hollies verstanden, die man ja leider oft vergisst, wenn man über Sixties-Bands spricht. Das waren unsere Kumpels, und wir haben uns gegenseitig unterstützt.“
 
Schritt für Schritt zum Pop-Kunstwerk

1966 zielte die Band mit ihrer Platte „Face To Face“ wie so viele ihrer Zeitgenossen erstmals stärker auf das Gesamtkunstwerk „Album“ ab, bevor sie 1967 ihr Meisterwerk „Something Else By The Kinks“ veröffentlichte, auf dem Ray Davies nicht zuletzt mit dem autobiografischen Meistersong „Waterloo Sunset“ endgültig seine Stimme fand und sich zum Chronisten des britischen Alltags aufschwang. „Ray war eher Journalist als Songwriter“, philosophiert Dave über seinen großen Bruder. „Vielleicht kann man seine Arbeit auch mit der eines Filmemachers vergleichen. Auf jeden Fall waren dies seine Methoden, also Dinge zu beo-bachten, aufzuzeichnen, zu verarbeiten und wiederzugeben. Ganz anders, als dies andere Songwriter gemacht haben. So porträtierte er die britische Gesellschaft, immer mit diesem besonderen ironischen Blick.“

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