Lars Fredrik Frøislie steht als Keyboarder der norwegischen Band Wobbler für einen analogen Retroprog-Sound, der direkt den frühen 70ern entsprungen scheint. Als Wobbler aufgrund der Corona-Pandemie auf Eis gelegt waren, wusste Frøislie nicht so recht wohin mit seiner überbordenden Kreativität und kam zu dem Schluss, dass es an der Zeit sei, ein Soloalbum anzugehen. Diese mittlerweile altbekannte Geschichte des „Lockdown-Albums“ resultierte im Falle des Norwegers in einem faszinierenden, vier Stücke umfassenden Retroprog-Werk: „‚Fire Fortellinger‘ bedeutet ‚vier Geschichten‘“, erklärt Frøislie den Titel des Albums, dessen Texte er komplett in seiner Muttersprache verfasst hat. „Der erste Song ‚Rytter av dommedag‘ (‚Reiter der Apokalypse‘) handelt beispielsweise von einem alten merowingischen König, der [einer Legende nach, Anm.] etwa 30 Autominuten von meinem Wohnort entfernt in einem riesigen Hügel [Raknehaugen, Anm.] begraben liegt. Während der Pandemie bin ich oft dorthin gefahren und wurde von der Magie dieses Ortes inspiriert. Meine Fantasie ging mit mir durch, und ich stellte mir vor, wie König Rakni, so sein Name, in seiner Gruft gestört wird, erwacht und darüber nicht glücklich ist. So beschwört er die alten Götter und macht damit der Welt im Prinzip ein Ende.“
Ein passendes Thema angesichts der apokalyptisch anmutenden Situation, in der sich unsere reale Welt damals befand. Auch die anderen Songs erzählen alte folkloristische Geschichten aus der Perspektive der Gegenwart: „‚Jærtegn‘ (‚Omen‘) beginnt mit einem Pferdewagen, der, von jemandem verfolgt, durch den Wald rast. Der Wagen kippt um, und die Insassen werden getötet. Genau in diesem Moment ereignet sich eine Sonnenfinsternis, und so werden sie zu Geistern, die in der Dunkelheit gefangen sind und versuchen, ihren Weg aus dem Wald zu finden.“ Diesen düsteren Themen hat Frøislie allerdings eine fast schon als euphorisch zu bezeichnende Musik entgegengestellt, die Elemente von Yes, ELP, Genesis, aber auch italienischem Prog zu einem eigenen Sound verbindet. Für ihn war es eine Selbstverständlichkeit, seine vier Songs auf Norwegisch zu singen: „Ich bin ein großer Fan des italienischen Prog der 70er-Jahre, und für mich funktioniert es nicht, wenn Bands wie PFM, Maxophone usw. auf Englisch singen. Dasselbe gilt für einige schwedische Prog-Bands aus den 90ern wie Landberk und Änglagård, die ebenfalls in ihrer Muttersprache singen...“