Peter Frampton ist mit sich im Reinen, auch wenn sich der Engländer angesichts der bei ihm diagnostizierten unheilbaren, fortschreitenden Muskelerkrankung IBM („inclusion body myositis“, Einschlusskörpermyositis) nach und nach aus dem Musikbusiness zurückziehen muss. Im Juni wird er sich mit einer Tour auch von seinem deutschen Publikum verabschieden.
Am 22. April wird der im Londoner Außenbezirk Beckenham geborene Gitarrist und Sänger Peter Frampton 70 Jahre alt. Mit der Band The Herd, in der der heutige Status-Quo-Keyboarder Andy Bown Bass spielte, feierte er Ende der 1960er-Jahre erste Erfolge. Großes Renommee erwarb er sich in den 70ern als zweiter Gitarrist neben Steve Marriott bei Humble Pie. Doch den breitesten Zuspruch erntete er als Solokünstler mit seinem Livealbum „Frampton Comes Alive!“, das ihn 1976 zu einem der erfolgreichsten Musiker der USA machte. Prägend für sein Gitarrenspiel war der Einsatz einer Talkbox, durch die sich über einen Schlauch der Sound der Gitarre mit dem Mund modulieren lässt. Im Interview spricht Frampton über sein möglicherweise letztes Album „All Blues“, lässt seine Karriere Revue passieren und verrät seine Traumbandbesetzung.
eclipsed: Ohne deine Muskelerkrankung wärst du jetzt nicht auf Abschiedstournee, oder?
Peter Frampton: Wie schnell sich das Ganze entwickeln wird, darüber kann man zurzeit noch nichts sagen. Aber es stimmt schon, ich hätte nicht das Farewell-Tour-Banner aufgezogen, wenn ich nicht an IBM erkrankt wäre. Etwas Gutes hat das Ganze dennoch: Ich gehe jetzt tatsächlich auf eine Europa- und Südamerikatour, weil ich einfach nicht weiß, ob ich diese Strapazen in ein, zwei Jahren noch durchstehen könnte. Ich hoffe natürlich, dass ich ab 2021 auch noch hier und da auf einer Bühne stehen kann. Aber das werden dann sicher Einzelevents sein, die wahrscheinlich in der Nähe meiner Wahlheimat stattfinden werden.
eclipsed: Du wohnst in Nashville, der Musikhauptstadt der USA.
Frampton: Genauer gesagt, ich wohne wieder in Nashville. Das ist für Musiker wie mich einfach ein idealer Ort. Im Sommer ist es dort zwar etwas zu heiß für einen blassen Briten, aber es ist alles in allem noch ein überschaubarer Ort [rund 690.000 Einwohner, Anm.]. Und es dreht sich alles um Musik: viele Studios, viele Musiker und viele Clubs und Kneipen, in denen ständig Livemusik zu hören ist. In dieser Dichte gibt es das kaum irgendwo auf der Welt. Metropolen wie New York, L. A., Tokio, London und selbst Berlin bieten da nicht mehr, und oft es ist dort anonymer. Nach der Scheidung von meiner letzten Ehefrau [2011, Anm.] bin ich wieder nach Nashville gezogen. Ich lebte dort schon in den 90ern.
eclipsed: Dein letztes Album „All Blues“ war mit all den Coverversionen und der strikten stilistischen Ausrichtung eine – allerdings positive – Überraschung.
Frampton: Die Krankheit ist nicht nur ein Arschloch, sie bewirkt auch positive Dinge. Denn das wollte ich schon immer mal machen: mich mit meiner Band auf einige Bluessongs einigen und die dann in einigen Tagen einspielen. Und wir waren so euphorisiert, dass wir weitermachten und Material – darunter auch eigene und neu komponierte Songs – für insgesamt dreieinhalb Alben aufnahmen. Ich hoffe, wir können den Großteil davon peu à peu veröffentlichen. Aber deine Frage war, warum ein Bluesalbum? Als ich vor einiger Zeit mit der Steve Miller Band, die sich mittlerweile wieder auf ihre Blueswurzeln besinnt, durch die USA tourte, wurde mir klar, dass dies das war, was ich noch einmal machen wollte, und als der Zeitkorridor durch die Muskelerkrankung verkleinert wurde, wusste ich eben auch, dass ich das nicht mehr auf die lange Bank schieben konnte.