Sind Internet und Soziale Medien Fluch oder Segen? The Pineapple Thief setzen sich auf „Dissolution“ mit dieser brennenden Frage auseinander. Obwohl sie selbst klar von den Möglichkeiten der Onlinekommunikation profitieren und ohne diese das neue Album so nicht hätte entstehen können, sehen sie die Entwicklung, die Plattformen wie Facebook in den letzten Jahren genommen haben, durchaus kritisch. Bruce Soord (45) gibt als Non-Digital-Native Auskunft über seine Erfahrungen mit der schönen neuen Welt. Und über das neue Bandmitglied Gavin Harrison.
eclipsed: Wie lief die Arbeit am neuen Album?
Bruce Soord: Diesmal war es eher eine Kollaboration, ein Gruppending, obwohl wir alle, auch Bassist Jon Sykes und Keyboarder Steve Kitch, in unseren eigenen Studios arbeiteten. Es war ein äußerst kreativer Prozess. Wir haben uns täglich ausgetauscht, Ideen hin und her geschickt. Diese Arbeitsweise machte uns unabhängig, wir konnten uns die Zeit nehmen, die wir brauchten. Wir hatten das nicht so geplant, es ergab sich einfach so. Wir konnten so lange an einem Song arbeiten, bis alle der Meinung waren, dass es nun nicht mehr besser geht, das war großartig. Dieses Vorgehen bedeutete aber auch sechs Monate harte Arbeit, Tag für Tag, fast vierundzwanzig Stunden kreisten die Gedanken nur um die Musik. Wenn es einmal nicht weiterging, kam uns natürlich auch die Idee, uns einfach einmal zusammenzusetzen. Das werden wir wahrscheinlich beim nächsten Album so handhaben und alle gemeinsam in Gavins Studio arbeiten.
eclipsed: Wie sieht es denn mit den Tourvorbereitungen aus, trefft ihr euch da im Vorfeld?
Soord: (lacht) Das nehme ich an. Doch, ganz ohne Proben geht es nicht. Bei anderen Bands vielleicht, bei uns nicht. Ich bereite übrigens gerade die Probesessions vor. Wir sind in einigen Wochen bei Gavin, proben, gönnen uns ein paar Biere. Auf Dauer würde ich diese klassische Bandgeschichte auch vermissen – Menschen treffen, mit denen man sich gut versteht, gemeinsam an Songs arbeiten, einen heben.
eclipsed: Gibt es wieder das eine Thema, das Musik und Texte zusammenhält?
Soord: Auf jeden Fall. Alle meine Texte drehen sich um die menschliche Psyche und um die sich wandelnde Gesellschaft. In den vergangenen fünf Jahren hat sich ausgesprochen viel verändert, finde ich. Und das liegt vor allem daran, wie wir über das Internet und die Sozialen Medien miteinander verbunden sind. Ich erinnere mich noch daran, wie begeistert ich war, als ich meine Lieblingsbands via Fanmail, gerichtet an den Fanclub der jeweiligen Band, anschreiben konnte. Seitdem hat sich einiges getan. Als es mit Facebook und Twitter losging dachten wir alle noch, dass das nur Gutes bringt. Man bleibt miteinander in Kontakt, tauscht Fotos aus, sieht, wie es dem anderen geht. Mittlerweile hat sich das alles aber zu etwas ganz anderem entwickelt.